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Donnerstag, 19. Juni 2008
Losing the star without a sky
Losing the reasons why
(Cat Power. Metal Heart)
Der nächtliche Alptraum, in dem der Mann und ich aneinander geraten, wirkt lange nach. Seine eMail erreicht mich zu spät. Es gibt keine Hoffnung auf ein alles wieder gut, wenn ich mich dafür entschieden habe, dass etwas nicht gut ist. Dafür gibt es die Traurigkeit.
Aber es kann doch nicht nur der Abschied sein, der mir schon am Morgen auf dem Rad die Tränen in die Augen treibt. Nein, nein, denn was habe ich schon verloren, außer einer kleinen Hoffnung auf das große Glück? Träume zu begraben habe ich längst gelernt. Ich weiß genau, dass Beziehungen kurzfristige Freundschaften auf Zeit sind, denn die Liebe kann man nun mal nicht konservieren.
Es ist wohl eher die gefühlte Einsamkeit, die sich beherrschend übermächtig in mein Leben drängelt. Von Tag zu Tag rette ich mich mit kleinen Verabredungen vor dem drohenden Untergang und spüre doch genau, dass die Verzweifelung längst da ist und sich nicht abschütteln oder vertreiben läßt. Stillhalten und Treibenlassen.
Dienstag, 17. Juni 2008
Wie schwer mir dieser gedankliche Abschied fällt. Wie schwer, die Vernunft walten zu lassen, weil das Herz nicht mehr leicht schlägt, sondern das Sehnen schmerzlich wird. Wie schwer, Abschied von einer Vorstellung zu nehmen, die völlig ungewiss war, mich aber trotzdem glücklich machte.
Es ist ein Schritt zurück in die Einsamkeit. Er will mich nicht. Ein Satz, der immer größer und größer wird und an Bedeutung gewinnt, weil es plötzlich nicht mehr nur er ist, der mich nicht will, sondern alle Menschen generell. Und schwups geht das Spiel wieder von vorne los. Die Fehlersuche an mir selbst wird immer von Erfolg gekrönt. So viele Macken, Dellen, Beulen und Narben an einer Person. Wer sollte so blöd sein und mich nehmen, sich mich antun. Ich habe tatsächlich viele Momente lang geglaubt, er hätte Interesse an mir. Ich Idiot.
Montag, 16. Juni 2008
Da ist sie wieder. Die erwartete wochenendtypische Talwanderung mit Sinnsuche kommt ohne Vorwarnung daher und breitet sich für zwei lange Tage in meinem Leben aus. Die Stunden ziehen sich kaugummiartig in die Länge, zäh und klebrig, vermischt mit ein paar salzigen Tränen.
Die Gedanken sind noch sehr vertraut, das Schema ist altbekannt. Ich kann kaum so schnell denken, wie sich mein alltägliches Leben in verachteswerte Oberflächlichkeit verwandelt. Begriffe wie Sinn und Hoffnung werden komplett gestrichen und das Leben als solches ist als quälender Kampf definiert. Aber bald kommt die Dunkelheit der Nacht, bald die traumlose Stille. Und morgen früh tue ich so, als wäre nichts gewesen.
Freitag, 13. Juni 2008
Ich will ihn. Aber was will ich von ihm? Ich will seine Hand auf meinem Arm spüren und mir von ihm das Haar zerwuscheln lassen. Ich will mit ihm über Dinge sprechen, die ihn bewegen und darüber, was er sich vom Leben erhofft. Ich will ihn lachen sehen und in sein Lachen einfallen. Ich will ihn weinen sehen und dabei sein Gesicht in meinen Händen halten. Ich will ihm dabei zusehen, wie er mit seinem kleinen Jungen balgt und ihn beim Abendessen mit Käsebrot und Gurkenstückchen füttert. Ich will mit ihm die Welt entdecken und mich ihm nahe fühlen. Ich will, dass er mit zarten Fingern über meine Narben streicht, die inneren und die äußeren. Ich will glücklich sein.
Zum Wochenendbeginn gibt es aber erstmal einen Arschtritt mit Anlauf. Weil ich eine weichgespülte Kitschtante geworden bin in all der Zeit der Einsamkeit. Ich muss mir den Mann aus dem Kopf schlagen, so oder so. Und dann bitte 1x Rückbesinnung auf die alten Werte. Sex & Gewalt. Von mir aus auch ein bisschen Liebe. Herrje, das kann ja wohl nicht so schwer sein.
Donnerstag, 12. Juni 2008
Die grenzenlose Leidensfähigkeit meines Vaters ist für mich schwer zu ertragen. Er tut alles für sie, die ihn dafür mit Verachtung straft. Wie in der Trotzphase eines Kleinkindes scheint sie ihn reizen zu wollen, damit er ihr seine Grenzen aufzeigt. Damit er nicht wie eine Gummiwand federt und nachgibt, sondern endlich Stellung bezieht, sich wehrt und ihr seine Meinung um die Ohren schleudert. Manchmal ist es Zeit einen Punkt zu machen, damit man weiterhin in den Spiegel sehen kann.
Ich meide schlechte Menschen und ich will, dass mein Vater das auch tut. Ich will, dass er stark und konsequent ist. Dass er sich die kleine Miss schnappt und sich auf und davon macht. Aber stattdessen bleibt er bei dieser unzufriedenen und schrecklichen Frau, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als zu meckern, zu motzen, schlechte Stimmung zu verbreiten und ihr Umfeld zu terrorisieren.
Ich bin sauer. Und wütend. Und enttäuscht. Dass er ihr nicht verbietet schlecht über mich zu reden. Dass er nicht in der Lage ist, sie in ihre Schranken zu weisen oder wahlweise zu gehen und sie dorthin zu schicken, wo der Pfeffer wächst. Aber sobald ich mit ihm rede werde ich weich und lasse alle seine Ausreden gelten. Und natürlich liebe ich ihn trotzdem.
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