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Mittwoch, 22. Oktober 2008
Zwei. Ist besser als eins.
(Und eine Liebeserklärung ist besser als keine.)
Dienstag, 21. Oktober 2008
I can show you the world
Shining, shimmering, splendid
Tell me, princess, now when did
You last let your heart decide?
(Aladdin. A Whole New World)
Shining, shimmering, splendid
Tell me, princess, now when did
You last let your heart decide?
(Aladdin. A Whole New World)
In den letzten zwei Wochen war ich damit beschäftigt mir den Lehrer auszureden. Ich war schon früher gut darin, Herzensangelegenheiten in die Richtung zu steuern, in denen ich sie haben wollte. Wenn der Verstand eine Entscheidung getroffen hat, bete ich sie mir so lange vor, bis auch das Herz dran glaubt und das ist eine häufig erprobte und effektive Angelegenheit.
Party-Samstag. Zur Einstimmung schallt die Musik laut durch meine Wohnung, während ich aufgeregt und hektisch die entsprechenden Vorbereitungen treffe. Salat zubereiten. Duschen. Anziehen (ein Drama). Kleid oder Rock? Ringel oder Ajour? Stiefel oder Riemchenschuhe? Puh. Als ich schließlich die Tür hinter mir ins Schloß ziehe, gleichen die Räume dahinter einem Schlachtfeld.
Der Lehrer ist Gastgeber und begrüßt mich herzlich. Die Umgebung ist mir vertraut und alles fühlt sich leicht und gut an und das erwartete Hilfe-ich-bin-ein-Alien-Gefühl bleibt aus. Stattdessen tue ich so, als wäre es ganz normal allein auf eine Party zu gehen, wo man außer dem Gastgeber niemanden kennt. Ich beginne ein Gespräch mit einem Fremden und treffe dann tatsächlich noch zwei alte Bekannte. Es sind die Glücksgefühle, die mich immer wieder zum Lachen bringen. Mein armes Gegenüber fragt sich wahrscheinlich, welche illegalen Substanzen sich in meinem Mineralwasser befinden. Dann brauche ich aber doch noch ein bisschen Aufmerksamkeit und stelle mich dem Lehrer gegenüber. Ich lächele ihn an, blicke in seine warmen Augen, fange an zu erzählen, frage ihn nach seinem Leben, rede, höre zu, scherze und bringe ihn zum Lachen. Ich weiß, dass ich strahle und mir meine Lebensfreude aus allen Poren quillt. Er kann nichts dagegen tun und muss zurück grinsen. Jetzt reich mir deine Hände, denke ich, und lass uns ein Stück Weg zusammen gehen. Aber zum Glück hört er mich nicht, denn romantischer Kitsch ist nicht mein Ding, wenn es erst einmal ernst wird.
Es ist noch früh, als die Party zu Ende geht, also muss der Abend an einer anderer Örtlichkeit fortgesetzt werden. Ich klingele per Telefon den Monsieur aus dem Bett, dem ich meine Bedürftigkeit mitteile: "Rotwein!". Er ist ein guter Mensch und läßt sich bereitwillig davon überzeugen, dass ein Spontanbesuch eine fantastische Idee ist. Dort angekommen, kann ich nicht stillsitzen und springe und hopse durch seine Wohnung. "Du bist total gaga", teilt er mir nüchtern mit und ich nicke bekräftigend. "Komm, trink erstmal einen Schnaps", sagt er schließlich und ich gehorche. Aber wie soll man sich zusammenreißen, wenn im Bauch tausend schwirrende Hummeln einen kleinen Aufstand veranstalten?
Ich bin verliebt ins Leben und das ist schwer in Worte zu fassen. Also lässt mich der Monsieur herumhibbeln und holt schweigend seine Kamera. Beim Fotografieren muss man nicht viele Worte machen, was auch besser ist, denn ich bin zu nichts zu gebrauchen. Und dann gibt es eine Menge roter Wangen, verschmierter Lidstriche, geringelter Beine, gestiefelter Füße und ganze viele verwackelte Bilder, weil ich ewig brauche, um mit dem Gezapple aufzuhören und ihm schweigend meine Beine entgegenzutrecken. Aber langsam kommt die Schwere der Nacht und die Müdigkeit mit ihrer Ruhe. Denn irgendwann muss man auch mal schlafen.
Samstag, 18. Oktober 2008
Ende Mai hat der Lieblingskollege im Zuge seiner Kündigung einmal kurz mit mit Schmackes die marode Oberfläche der Anstalt angepiekt. Dank der darunter liegenden Fäulnis im System begann es zu stinken. So sehr, dass sich der faulige Geruch auch nach Monaten nicht verziehen wollte. Im Gegenteil. Die Wunde, die er im Gehen hinterlassen hat, wollte sich einfach nicht schließen. Stattdessen hat sie sich entzündet, wurde größer und breiter und grub sich langsam aber stetig in die Tiefe.
Die Beteiligten sind zähe Biester. Hartnäckig und stoisch ertrugen sie die Schmerzen ohne Wehklagen. Aber was unter der Oberfläche gärte, suchte sich seinen Weg und so kam es zu einem stillen aber heftigen Kampf, bei dem es nur um Sieg oder Niederlage ging, ohne Rücksicht auf Verluste. Das Fußvolk spürt derweil die schlechten Schwingungen, aber der Kriegsschauplatz lag im Dunkeln und so blieb eine unendliche Weite für Spekulationen aller Art, die das System lähmte.
Der lang erwartete Knall kam diese Woche. Und er war so heftig, dass sich die Insassen im Schockzustand befinden. Immerhin gab es ein faszinierendes Schauspiel gratis. Menschliche Abgründe der Macht. Staunend und mit angehaltenem Atem sehe ich mir an, wie es aussehen kann, wenn jemand mit einem herzlich-warmen Lächeln und ein paar Kullertränen in den Augen jegliche Loyalität über Bord wirft, dann von Freundschaft faselnd einem am Boden liegenden Menschen das Gesicht blutig schlägt, um sich anschließend in einer rührenden Predigt über "Vertrauen" und "Zusammenhalt" die blutigen Hände an der Hose abzuwischen. Alle Achtung. Was für ein großes Kino.
Freitag, 17. Oktober 2008
Danke, Monsieur. Muss ja auch mal gesagt werden. Allein wäre das alles nicht halb so schön.
Mittwoch, 15. Oktober 2008
Eine Woche ist es her, dass ich mich für den Kloppitreff entschieden habe. Eine Entscheidung für mich, damit ich am Ball bleibe. Eine Entscheidung für die anderen, damit sie am Ball bleiben. Eine Herzensangelegenheit. Ist es. Oder doch nicht?
Über ein halbes Jahr treffen wir uns schon. Viele Wochen, viele Treffen. Während ich auf die anderen warte, ziehen die Erinnerungsfetzen durch meinen Kopf. Dieser bunt zusammengewürfelte Haufen. So unterschiedlich im Charakter, in Bildungsgrad, Alter und Reife. Und doch harmonisieren wir miteinander. Mit keiner von ihnen habe ich Freundschaft geschlossen, aber mit allen konnte ich ein sicheres Vertrauensverhältnis aufbauen. Jede einzelne kennt Seiten an mir, die mir sehr unangenehm und peinlich sind, Dinge, von denen sonst kaum jemand weiß. Und umgekehrt genauso. Das schweißt zusammen.
Ich werde in meinen Gedanken unterbrochen, als die Raumbesitzerin ihren Kopf durch die Tür streckt. Sie teilt mir mit, dass Kloppi1, Kloppi2 und Kloppi3 angerufen haben und sich entschuldigen. Aha. Kloppi4 hatte bereits per Mail eine fadenscheinige Ausrede hervorgebracht. Kloppi5 kommt heute aus dem Urlaub zurück und hatte schon beim letzten Mal angekündigt, dass aus dem Treffen wohl nichts werden würde. Von Kloppi6 keine Spur. Kloppi7 bin ich selbst. Das war's.
Ich sitze da und will nicht glauben, dass sie mich tatsächlich alleine hier sitzen lassen. Aber so ist es. So und nicht anders. Und während ich meine Jacke anziehe und mir die Tasche umhänge, spüre ich plötzlich einen heftigen Schmerz in mir. Wie ein Fausthieb in die Magengrube. Wie eine schallende Ohrfeige ins Gesicht. Wie ein Arschtritt mit Anlauf. Oder alles zusammen.
Eine Nacht und ein Tag sind vergangen. Aber ich weiß immer noch nicht, ob ich ihnen das verzeihen kann. Ich sehe keinen Weg zurück und nichts, was das wieder gut machen kann. Es geht nicht nur um dieses eine Treffen. Es war eine Entwicklung, die ich schon in den letzten Wochen wahrgenommen habe und die der Grund war, warum ich mich in der letzten Woche überhaupt dafür entscheiden musste. Leider bin ich sehr nachtragend. Und stocksauer. Und enttäuscht, traurig, müde. Ich habe keine Lust mehr.
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