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Sonntag, 25. Januar 2009
Im Namen der Zartheit,
der Schönheit
und des Wahnsinns.
Eine Reise in eine andere Welt. Für Menschen, die sich verzaubern lassen. Für solche, die Aussergewöhnliches mögen. Für Liebhaber von Träumen, Zauber, Fantasmus, Ästhetik, Verrücktem. Für solche, die mit großen und staunenden Kinderaugen auf diese Welt blicken können.Was für ein Glück.
Vivien Sommer und Roman Thurau sind das Duo Sonambulo.
(Klickt mal, ist wirklich schick!)
Trance - Der Trip in deinen Kopf
Letzte Vorstellung heute im Saalbau Neukölln um 20.00 Uhr.
Samstag, 24. Januar 2009
Mein 1. Mal Magendarmgrippe.
Immerhin hat der Kloppitreff seine Wirkung getan: Höre auf die Bedürfnisse deines Körpers. Und die sind: viel schlafen, viel trinken, nichts essen. Es grummelt zwar trotzdem noch ganz unerhört, aber immerhin hat diese ekelhafte Kotzerei ein Ende gefunden. Und die schmerzenden Gedanken sind durch das hohe Fieber nur noch halb so intensiv.
Freitag, 23. Januar 2009
Er verliert einfach nicht seinen Reiz. So heftig ich auch mit dem Philosophen streite, so oft wir für gefühlte Ewigkeiten den Kontakt abbrechen, so viele Gemeinheiten wir uns auch an den Kopf werfen. Er taucht auf und ab, ist nah und fern, ist innig und fremd. Aber nie schaffe ich es, ihn ganz loszulassen, zumindest nicht in Gedanken. "Was willst du eigentlich von mir?", will er immer dann wissen, wenn wir uns wieder nahe kommen und stellt damit jedes Mal die schwerste aller Fragen. "Reden", sage ich ernst und er lacht.
Als ich ihm vom ersten Treffen mit dem Fremden erzähle wird er ungerecht und gemein. Wir brauchen eine Pause und Zeit zum Nachdenken, denn plötzlich stört jemand unsere virtuelle Idylle. Der Fremde nimmt einen Platz zwischen uns ein, ohne wirklich präsent zu sein. Aber dann folgt eine neue Annährung. Dieses Mal sind wir beide vorsichtig. Er fragt nach und ich erzähle, er hört geduldig zu, bis ich geendet habe. "Warum verschwendest du dich an so einen Mann? " Die Worte dröhnen in meinen Ohren, obwohl ich sie nur schwarz und weiß auf meinem Monitor geschrieben sehe. Ich schlucke schwer, denn in seinen Worten schwingt einzig und allein Besorgnis mit, keine Eifersucht. Er hat begriffen, dass ich mich einem Mann hingebe, der sich nicht für mich interessiert, für den ich eine unter vielen bin, mit der er das macht, was er mit allen macht. "Lass mich", sage ich brüsk, denn ich will nicht darüber reden, will nicht darüber nachdenken, will nicht die Schmerzen spüren, die mit diesem Gedanken verbunden sind. "Bist du dir nicht zu gut für sowas, Mädchen?", fragt er sanft und legt den Finger erneut in die Wunde. "Nein", gebe ich schnippisch zurück, "ich bin mir für nichts zu schade." Die Tränen in meinen Augen kann er nicht sehen und vielleicht beginnt er deshalb, über die Dialektik von Herr und Knecht zu sprechen, davon, dass ich den Fremden für meine Zwecke benutze. Der Philosoph beschreibt und charakterisiert in groben Zügen diese schmachvolle Verbindung. Es tut weh, aber ich kann an einem schwachen Tag wie diesem nichts erwidern, was der Sache die Schwere nehmen könnte. "Hör auf", will ich schreien, aber im Chat kommt meine sich überschlagende Stimme nicht bis zu ihm durch, so dass ich abwarten muss, bis er von selbst das Thema wechselt.
"Du wirst uns besuchen kommen", sagt er schließlich und ich nicke und tippe ein "ja" in das Dialogfenster. Ich will ihn endlich sehen, ihn umarmen, mich von ihm drücken lassen, mich mit ihm betrinken und reden bis zum Umfallen. Fotos und Webcam, Telefon und Chat. Das ist wenig, wenn man jemanden mag und ich kann diesem virtuellen Geschwurbel eher wenig abgewinnen. Ich will lebendige Menschen, will Gesichter, strahlende Augen, gekrauste Nasen, lachende Münder, Hände, die ich in meinen halten kann, Körper, die zum Anfassen echt sind. Ich mag diese virtuelle Identität nicht. Irgendwann muss man seinem Gegenüber wirklich nahe sein, um Nähe zu spüren.
"Wärst du sauer, wenn nichts passiert?", will er wissen. Tatsächlich denkt er auch nach Monaten noch, ich wäre ein sexgeiles Ungeheuer, das nur auf die nächste Gelegenheit wartet sich flachlegen zu lassen. Dabei will ich doch nur endlich seine weiche Seite kennelernen. Aber ich weiß, dass es bei solchen Begegnungen immer um Erwartungen geht, von denen man fürchtet, sie nicht erfüllen zu können. Das geht mir so, das geht ihm so und allen anderen wohl auch.
Dienstag, 20. Januar 2009
Immer wieder ertrage ich das fiese Hintenherum, die unausgesprochenen Drohungen, die beleidigenden Grenzüberschreitungen von oben. Ihr Handeln ist mir so fremd, dass ich bei jedem Schlag starr bin vor Schreck und Erschütterung über die Niedertracht und Bösartigkeit dieser Machtmenschen.
Innerliche Aufgabe. Ich kann nicht mehr.
Montag freigenommen. Gedanken machen. Bewerbungsunterlagen ordnen.
Scheiße.
Dienstag, 20. Januar 2009
Beim Kloppitreff erzählt die Eine, wie wichtig ihr Ehrlichkeit ist. Wie sie ihrer Freundin deshalb die Meinung gesagt hat: "Du siehst unmöglich aus, so gehe ich mit dir nicht auf die Straße." Während sie noch weiterspricht, braut sich in meinem Bauch ein dicker Wutklumpen zusammen, groß und böse. Die Eine plappert weiter und weiter bis ich sie mit einer mir fremden Stimme unterbreche. "Du wärst die längste Zeit meine Freundin gewesen." Sie sieht mich erschrocken an und schweigt.
Auf dem Heimweg versuche ich zu verstehen. Erinnere mich an ähnliche Aussagen über mein Aussehen. An Worte, die meine Mutter an mich richtete, vielleicht absichtlich, vielleicht auch sorglos, die ich nie vergessen werde, weil sie bis in alle Ewigkeit wirken werden. Und mir geht dieser eine Satz nicht mehr aus dem Kopf. "Wenn du 18 bist könnten wir (wir!) uns ja mal wegen einer möglichen Brustverkleinerung informieren." Ich war damals 14 oder 15 Jahre alt.
Seltsam, dass gerade diese Aussage mir im Kopf herumspukt, zwei Tage nachdem meine Brüste eine ganz zentrale Rolle im Spiel mit dem Fremden eingenommen haben. Nein, nicht seltsam, weil doch immer alles zusammenhängt. Man muss nur genau hinschauen.
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