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Samstag, 13. Dezember 2008
Finger in den Po,
Finger in den Mund,
Schokolade ist gesund.
(Kleine Miss)
Finger in den Mund,
Schokolade ist gesund.
(Kleine Miss)
Was wäre das Leben ohne sie... Ich bin so glücklich, wenn ich Zeit mit ihr verbringen kann. Und jedes Mal frage ich mich auf's Neue, wie 11-jährige so schlagfertig, unterhaltsam, rotzfrech, schlau, kuschelig, ernst, aufrichtig, süß, anschmiegsam, lustig, genial, wissbegierig, faul, verfressen und liebenswert sein können. Und warum ist die Welt nicht voll von ihnen?
Ach, mein Mädchen. Mein kleines Mädchen.
Donnerstag, 11. Dezember 2008
Um mir den Philosophen aus dem Kopf zu schlagen muss eine Alibi-Ablenkung her, denn so geht es einfach nicht weiter. Also habe ich mir die große Community der vereinten Schlägerfraktion mal genauer angesehen. Und weil ich gerade nichts Besseres zu tun habe, muss ich wohl oder übel einen ekelhaft sympathischen Profiltext schreiben. Zum Anlocken. Und weil dann immer noch Zeit ist und momentan sämtliche Sicherungen durchgebrannt sind, gibt es noch ein Foto obendrauf. Herz zu verschenken, denke ich dabei grinsend und lache über mich selbst.
Innerhalb von zwei halben Abenden habe ich so viele Mailkontakte gesammelt, dass ich mit den Namen schon ganz durcheinander komme. Nicks und Realnamen, Berufe und Berufungen, Hobbys und Vorlieben. Und anstatt im Herzeleid zu schwelgen, frage ich mich, ob es nicht uncool ist, Blinddates mit Männern auszumachen, die in Zehlendorf oder Marienfelde wohnen.
Aber sei's drum. Die Miss ist wieder auf der Pirsch. Eindeutig.
Dienstag, 9. Dezember 2008
Sinnlose Dinge muss man beenden. Lange genug habe ich die Sache jedenfalls überdacht und ausprobiert. Es ist Zeit Abschied zu nehmen von der Frau aus L., die ein wenig perplex dreinschaut, als ich ihr meine Entscheidung mitteile.
Es ist ein unspektakuläres und emotionsloses Auseinandergehen und unterscheidet sich somit nicht wesentlich vom Großteil unserer Sitzungen. Aber immerhin will sie mir etwas mit auf den Weg geben. "Haben Sie keine Angst vor wiederkehrenden Depressionen", sagt sie in ihrer gütigen Art, "Sie wissen ja, dass Sie da auch wieder herauskommen." Schweigen. Ich sehe sie ungläubig an und wünsche mir sehnlichst, dass ich mich verhört habe. "Dreieinhalb Jahre habe ich dafür gebraucht", gebe ich langsam zurück und kann mir einen schnippisch-giftigen Tonfall nicht verkneifen, "für mich liegt so ein Zeitraum nicht im Rahmen des Erträglichen". Sie sagt nichts.
Ich gehe und weiß, dass es die richtige Entscheidung ist.
Als offene Frage bleibt, ob ich zu anspruchsvoll bin, kein Händchen bei der Auswahl habe oder ob es einfach Pech war, zweimal bei Personen zu landen, die nicht mehr zu geben hatten, als beifälliges Kopfnicken und ein freundliches Lächeln.
Montag, 8. Dezember 2008
Mimi lacht, als ich mit Daumen und Zeigefingern ein Herz forme und es auf die schwarze Tischplatte vor mich lege. Dann seufzt sie und ich auch und wir heben unsere Gläser und prosten uns zu. "Auf den Philosophen", sagt sie. "Auf den Philosophen", sage ich.
Es gibt Käse, Antipasti, Baguette, Wasser und Roséwein. Wie jede Woche. "So ist das, wenn man Spießer wird", sagt Mimi lakonisch und piekt mit der Gabel erst in eine Olive, dann in eine Cashewnuss und steckt sich beides in den Mund. "Langsam werden wir unflexibel, oder?", sinniert sie, ohne eine Antwort zu erwarten. Ich schiebe den Schimmelkäse in ihre Richtung und schweige. "Das ist vermutlich die richtige Zeit zum Heiraten", fügt sie hinzu und ich drehe das Weinglas im Licht hin und her und will mir am liebsten die Ohren zuhalten. Heiraten. Püh.
Sie will wissen was los ist. Wie es mir geht. Mit ihm und allgemein. "Es ist Irrsinn", gebe ich zu. Irrsinn der mich glücklich und traurig macht, mich ablenkt, mich anzieht, abstößt, ausfüllt und wieder zurückweist, der mein Begehren und meine Hoffnung weckt und wieder nimmt, mich demütigt, mir Kraft gibt, mich verzaubert, mich elektrisiert und mir den Kopf verdreht. Mimi schaut mich mit diesem bemitleidenden Jetzt-dreht-sie-völlig-durch-Blick an. "Er wird dir das Herz brechen", ist das einzige was sie sagt und ich nicke und trinke und grinse in mich hinein.
Wir reden über die Arbeit, Sport, gemeinsame Freunde. Kurze Pause. "Sag mal", beginne ich vorsichtig ein neues Thema und spüre sofort ihren aufmerksam-fragenden Blick. "Glaubst du, ich suche mir die Männer deswegen aus, weil ich sie nicht haben kann?" Mimi wird geschäftig, schweigt aber zunächst. Gießt, anstatt zu antworten, erst Olivenöl, dann Balsamicoessig auf einen Teller, streut Salz darüber und greift nach der Pfeffermühle. "Nein", sagt sie dann , während sie Weißbrot in die Mischung tunkt. "Nein, so ist es nicht. Du willst einen Mann nicht nur aus der Ferne anschmachten", erklärt sie in ernstem Ton und ich nicke zustimmend, denn genau das denke ich auch und war mir zwischenzeitlich doch nicht mehr sicher. "Könntest du den Philosophen haben und gäbe es nicht diesen einen guten Grund", fährt sie fort, "würdet ihr ein Paar werden." Ich schlucke schwer und will ihr so gerne glauben. "Ein Paar werden...", sage ich langsam und wünsche, dass sie recht hat, auch wenn es im Grunde einerlei ist, ob es sich bei dieser Hoffnung um Realität oder Phantasiegespinst handelt.
"Mein Problem: Ich mag dich zu sehr", tippe ich später ins Handy und es ist mir vollkommen egal, ob er mich für verrückt hält, heimlich über mich lacht oder es sonstwie lächerlich findet. "Ich weiß", schreibt er zurück und ich lasse mich seufzend in die Kissen sinken, denn mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Den Gutenachtgruß denke ich mir.
Freitag, 5. Dezember 2008
Das letzte Treffen mit Mr. Sweet war im Juni. Es endete eher unerfreulich, denn er wollte irgendwas und ich wollte meine Ruhe. Anschließend gab es noch ein kurzes Telefonat: er ja, ich nein - Ende. Seitdem herrschte Schweigen, allerdings keines mit bitterem Nachgeschmack, sondern einfach eine Kontaktpause, damit wir irgendwann da weitermachen können, wo wir vorher aufgehört haben. Als Freunde.
Es ist ein zufälliges Wiedersehen. Strahlende blaue Augen in einem schönen Gesicht inmitten von vielen unbekannten Menschen. Ich kann auf einen Schlag alles Ungute vergessen, dafür sind Nähe und Innigkeit sofort wieder hergestellt, ganz ohne Beigeschmack der Peinlichkeit. Gut, dass das möglich ist.
Wir sitzen beieinander, jeder mit einer Bierflasche in der Hand. Er erzählt mir von seiner Arbeit, seiner Band, seiner Frau. Ich liebe es ihm dabei zuzuhören, wie er von Beziehungsproblemen spricht und trotz allem seine grenzenlose Liebe ihr gegenüber hindurchschimmert und jedes Problem zu überstrahlen scheint. Keine Gefahr, sie kriegen das hin, die Basis stimmt, alles ist gut.
"Roter Rock, rote Wangen und verliebt", sagt er und berührt mein heißes Gesicht mit seinen Fingerspitzen. Erst muss ich lachen, dann versuche ich die Sache mit dem Philosophen zu erklären, der wie ein Donnerschlag in mein Leben gepoltert ist und seit dem meine Gedanken nicht mehr verlassen hat. Ich kann ihn nicht haben, erkläre ich Mr. Sweet, nein, ich kann ihn nicht haben und obwohl das Wissen schmerzt, weiß ich gleichzeitig, dass es vermutlich auch besser so ist.
Wir beenden den Abend, als der Morgen schon angefangen hat und laufen noch ein Stück zusammen die Straße hinunter. Zum Abschied nimmt er meine Hände in seine und blickt mich ernst an. "Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn es dir schlecht geht mit ihm. Wir können einfach nur reden." Ich umarme ihn, will ihn festhalten und ihm sagen wie sehr ich ihm für sein Angebot danke. Beziehungen mit Schieflage sind schließlich eigen, schmerzen ein wenig anders, wirken ein wenig anders. "Danke", flüstere ich ihm ins Ohr und er grinst verschmitzt, bevor er sich umdreht und geht.
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