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Mittwoch, 8. Oktober 2008
Scheisse. Das geht doch nicht.
Dienstag, 7. Oktober 2008
Ich habe euer Geheule so satt! Ich mag nicht mehr.
Dachte ich, nachdem ich vor drei Wochen das letzte Mal beim Kloppitreff war. Die Erste hat Streit mit dem Freund, die Zweite mit den Eltern, die Dritte hat Stress bei der Arbeit, die Vierte findet das Leben prinzipiell scheiße und so weiter und so weiter. Obwohl ich die Frauen allesamt mag, gehe ich an diesem Abend mit einem schlechten Gefühl nach Hause. Mit einer tiefen Leere. Und der Sehnsucht, sie alle nie wiedersehen zu müssen. Sollen sie doch alleine heulen, sich grämen, bemitleiden, im Elend wälzen, während ich mit neu entdeckter glückstaumeliger und nervig-übertriebener Lebenslust durch die Tage stolpere.
Aber ich kann sie nicht einfach hängen lassen. Nicht mit einem Grund, der aus einer einmalig empfundenen Laune heraus entstanden ist. Denn trotz allem habe ich die Truppe mittlerweile in mein Herz geschlossen. Was das Mistvieh angeht, sind sie zu meinen Vertrauten geworden. Zu den Menschen, mit denen ich offen und ehrlich sein kann. Die nicht zu schocken sind, weil sie das alles kennen, weil sie sich kennen, weil sie mich kennen.
Als ich am Abend mit dreiminütigen Verspätung ins Zimmer platze, eine Begrüßung in die Runde werfe, von einer zur anderen blicke, sie mich alle anlächeln, jede auf ihre Art, da kann ich plötzlich an keinem bösen Gedanken mehr festhalten. Das folgende Gespräch zeigt wieder einmal unsere Gemeinsamkeiten. Die kleinen Heimlichkeiten, die Peinlichkeiten, die Scham, die Geschichte, die uns alle verbindet. Trotz der Ernsthaftigkeit ist der Abend nicht deprimierend sondern fühlt sich warm und gut an.
Keine Schnellschüsse mehr, nehme ich mir vor. Keine übereilten Urteile. Nur noch konsequente Inkonsequenz.
Montag, 6. Oktober 2008
I feel safe, when I am with you
I feel warm, when you want me too
I am cured when you are around
I'm alright
(Coldplay - Careful Where You Stand)
Er berührt mich auf eine ganz eigene Art. Jede Stunde bei ihm wird zu einem Augenblick, den ich in einer anderen Welt verbringe, in der es nur mich und meinen Körper gibt, seine Stimme und seine Hände, Konzentration, Körperspannung, Anstrengung, Entspannung und eine tiefe Ruhe ohne Gedanken.
Er macht mir ein Geschenk und ich mache mir ein Geschenk: Ein Treffen über mehrere Stunden. Ich bin aufgeregt und voller Vorfreude, spüre meine Nervosität und die Unsicherheit, vor dem was kommen wird. Es ist eine ganz große Sache für mich. Was folgt, ist ein Nachmittag randvoll mit Kraft, Schweiß, Grenzen, Ruhe, Nähe und einer vollkommenen körperlicher Erschöpfung am Ende. Ich merke, dass er mir den Kopf verdreht, ohne es zu beabsichtigen. Ich merke, dass ich mir selbst den Kopf verdrehe, weil ich so glücklich bin. Wann habe ich mich das letzte Mal so gut gefühlt? Mit mir. In mir. Ich weiß es nicht.
Es ist dringend Zeit, auf das Herz aufzupassen. Sonst macht es Unsinn.
Sonntag, 5. Oktober 2008
Als Kind habe ich immer gedacht, dass meine Mutter ganz schön nervige Sprüche drauf hat. Als Erwachsene habe ich gemerkt, dass sie immerhin mit dem einen recht hatte. Zumindest heule ich am Ende fast immer. Manchmal aber auch der andere. Selten keiner.
Dann hat die liebe Toxea entdeckt, dass es in Hamburg nicht nur tolle Blogger gibt, sondern auch schicke Aufnäher und anderen hippen Kram. Klar, wir Bloggerinnen halten zusammen und deswegen hat sie mir gleich einen Wink gegeben. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich sah, was die Herrschaften online so anbieten. Frechheit - der Mama-Spruch woanders als bei mir! Erstmal wollte ich die natürlich verklagen, weil sie das Teil einfach so auf ihre Sachen pappen. Ohne zu fragen. Aber ich bin ja schließlich gegen Gewalt, deshalb habe ich im Elternhaus doch nur ein bisschen Tüddelkram bestellt und den Krieg den anderen überlassen.
(Und ja, ich gebe es zu: Ich habe das Dingenskirchens jetzt schon seit Ewigkeiten, aber erst heute hat mit der Monsieur erklärt, wie ich das Teil so fotografiere, dass man es erkennen kann. Hmpf.)
Freitag, 3. Oktober 2008
Mama. Dieses heikle Thema. Von damals bis heute.
Ein Treffen. Nach sehr, sehr langer Zeit. Immerhin ohne schwierige Planung, ohne langatmige Telefonate, ohne vorbereitende Maßnahmen. Donnerstag? Passt.
Irgendwann sagte sie mal, dass es nicht gut wäre, wenn wir uns so lange nicht sehen würden. Weil mein Abneigung ihr gegenüber immer größer werden würde, sich unverhältnismäßig aufblähen würde, sie unmenschlich machen würde. Weil mir der Abgleich mit der Realität fehlt. Weil sie in meiner Phantasie zum hassenswerten Ungeheuer wird.
Ein bisschen hat sie recht. Denn als sie mir die Tür öffnet, sehe ich eine verwundete Kriegerin. Eine ermattete, aber schöne und stolze Frau mit tonnenweise Liebe in den Augen. Sie hält mich fest und hält mich fest und hält mich fest, bis ich mich sanft befreien muss, weil mir diese Nähe zuviel wird. Und gleichzeitig spüre ich den Schmerz der Entbehrung, weil ich so lange darauf verzichten musste.
Ich habe keine Ahnung, woher plötzlich diese Gelassenheit kommt, aber sie macht es mir möglich, das Treffen nicht nur zu ertragen. Keine falschen Worte. Kein Zorn. Kein Wälzen der Vergangenheit. Keine Vorwürfe. Keine Kritik. Gut machst du das, Mama, weiter so.
Zum Abschied nicke ich zu ihren Wünschen. Telefonieren & Treffen. Öfter & regelmäßig. Bitte. Ich schweige, denn ich will nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Aber wir gehen mit einem guten Gefühl auseinander. Auf eine neue Chance, wie jedes Mal.
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