Montag, 4. August 2008

Sanne am Sonntag. Unsere Verabredungen sind Expeditionen ins Ungewisse und ob ich will oder nicht, muss ich mich von ihr führen lassen. Durch zerbrechliches Gefühlswirrwarr und emotionale Gletscherspalten. Jedes Mal wieder, jedes Mal anders und jedes Mal begegnen wir uns neu.

Worte, die weh tun. Sanne spricht sie aus. "Was ist von unserem letzten Treffen bis heute passiert?", will sie wissen und ich zucke die Schultern und sehe die Tränen in ihren Augen, die eigentlich meine sind. "So hoffnungslos", stellt sie mit forschem Frageton in der Stimme fest und ich nicke. Weil ich an nichts mehr glauben kann. Nicht an unbeschwertes Beisammensein, nicht an die Liebe und schon gar nicht an den Unsinn, dass alles gut werden wird.

Ich bin Zuschauer und beobachte die anderen beim Leben, beim Verlieben, beim Glücklichsein. Ich stehe daneben und sehe zu, freue mich mit ihnen und wünsche ihnen alles Gute. Immer am Rand. Immer allein.

Sie nimmt mich in die Arme und es fühlt sich warm und nah und vertraut an. "Es ist doch nicht peinlich, sich jemanden an seine Seite zu wünschen oder eine Familie haben zu wollen." Sagt sie und ich will widersprechen. Einen Mann? Eine Familie? Ich bin doch nicht größenwahnsinnig, ich bin realistisch. Sie streicht mir sanft über das Haar. "Man kann auch dann die Augen offenhalten, wenn man nicht so genau weiß, was man eigentlich braucht", sagt sie und ich versuche zu nicken und muss die Tränen runterschlucken. Nicht einmal Alkohol hilft.

Ich möchte ihr glauben und kann es nicht.

Auf dem Polaroid vom Abend sieht Sanne aus wie ein 70er Jahre Popstar. Ihr Worte lassen mich auch am Morgen danach noch einmal lächeln. Früher war alles schlechter... Und in ihrem Fall, scheint das tatsächlich zu stimmen. Wenn ich das doch auch irgendwann schreiben, sagen oder denken könnte.

Immerhin hat die Frau aus L. kurzfristig einen Termin frei. Soll sie mir doch sagen, was jetzt zu tun ist. Soll sie mir die Anleitung geben, wie ich meinen eigenen Abgründen entkommen kann. Ich fürchte nur, sie weiß auch keinen Rat. Am Ende steht man eben immer alleine da.