Freitag, 29. August 2008

Zweifel ist ein emotionaler Zustand und wird als Unsicherheit in Bezug auf Vertrauen, Taten, Entscheidungen, Glauben oder Behauptung bzw. Vermutung von Tatsachen bezeichnet.
(Quelle: wikipedia)

Genau so ist es. Für meine Zweifel gibt es unzählige Gründe und doch nie genug. Von gut bis total bescheuert. Ich weiß immer, warum es besser wäre, etwas nicht zu tun. Fast immer.

Denn dann gibt es so Tage, an denen mir der Leichtsinn nur so aus den Ohren quillt. Es sind die Momente, in denen ich Kontakt aufnehme, in dem nur mein Herz spricht und mir sagt was zu tun ist. Ein bisschen waghalsig und ganz sicher so, dass der Angesprochene auch genau weiß: jetzt oder nie! Ein "vielleicht" wäre das Ende der Geschichte, denn das kann ich selber am besten.

Im notwendigen Moment rennt das Glücksschwein vorbei. Ich kriege eine klare Antwort, will am liebsten einen Rückzieher machen und erinnere mich dann daran, dass ich schon lange erwachsen bin. Und dann freue ich mich. Vorfreude - Dabeifreude - Danachfreude. Am Ende des Tages will ich das Gefühl in die Welt rausposaunen, weil es sich so unglaublich gut anfühlt, wenn man richtig gelegen hat. Nicht nur ein bisschen richtig, sondern eben richtig-richtig. Men-schen-kennt-nis. Oder Glück. Egal.

Auf dem Heimweg schlingere ich angetrunken mit dem Rad die Straße entlang und aus der Nacht leuchtet mir das rote "M" von einer dunklen Hauswand entgegen. Ich muss kurz anhalten und die Fotoknips auspacken, um anschließend den Rest der Strecke schöne "M"-Worte zu suchen.

eeresrauschen.
elancholie.
euterei.
an Ray.
onolog.

Das Gute gut sein lassen. Schlafen & Aufwachen. Und feststellen, dass es nicht nur ein Traum war.


 

Mittwoch, 27. August 2008

Anstatt einzuschlafen, kreiseln die Gedanken durch den Kopf. Es ist eine Nacht, in der ich das Alleinsein stärker spüre als mir gut tut. Wird mich jemals wieder jemand lieben? Eine Frage, die viel Schmerz in sich trägt. Die weh tut. Und je länger sie vom Kopf in den Rest meines Körpers sickert und mich schon bald darauf komplett ausfüllt, desto sicherer bin ich, die Antwort zu kennen.

Ich will schlafen. Nicht denken. Nicht traurig sein.

Wird jemals wieder jemand in diesem Bett neben mir liegen? Mir Vorlesen? Meinen Rücken streicheln? Mich küssen? Mir seine Träume erzählen? Mir das Haar aus dem Gesicht streichen? Mit mir lachen, toben, herumalbern...? Meine Hand halten? Mir die Welt erklären? Mir Liebesbriefe schreiben? Mich um den Verstand vögeln? Mit mir Zukunftspläne schmieden?

Irgendwann wird die Erschöpfung größer als die Verzweifelung.


 

Montag, 25. August 2008

Mimi gibt keine Ruhe. Sie will endlich den Kollegen kennen lernen. Irgendwie habe ich in den ganzen Monaten nie den Drang verspürt, ein Zusammentreffen herbeizuführen. Mittlerweile ist emotionale Ruhe eingekehrt und damit auch Zeit und Nerv, um einen gemeinsamen Termin zum Kickern zu finden.

Die Begrüßung mit dem Kollegen ist ein Stolperer. Er streckt mir die Hand hin, auf die ich so schnell aber gar nicht reagieren kann und ihn stattdessen ungeschickt umarme, wobei ihm ein leises "äh, ja" entfährt. Als ob er sich ganz plötzlich erinnern würde, dass wir uns schon länger kennen, dass uns vielleicht sogar so eine Art Freundschaft verbindet. Und prompt fällt mir eine andere Begrüßung von ihm ein, zu der er mir nur mit leicht erhobener Hand zuwinkte oder einem Treffen, bei dem er sich mit diesem kumpelmäßigen Schulterklopfen verabschiedete, was ich beides saublöd fand. Erst jetzt merke ich, dass er in diesen Dingen einfach ahnungslos ist. Dass er nicht absichtlich meine Nähe scheut, sondern einfach so ist. Hölzern und ungeschickt.

Auf der Heimfahrt sehe ich Mimi an und warte auf ihr Urteil. Sie hat beim Abschied gleich einen zweiten Termin arrangiert, also muss ihr der Abend gefallen haben. "Richtig nette Jungs", sagt sie. Genau, Jungs. Mimi rückt auf ihrem U-Bahnsitz herum und schaut aus dem Fenster in die dunkle Nacht. "Sie wirken beide so asexuell", sagt sie nach einer Weile und schaut mich fragend an. Ich muss schlucken und nicke dann. Verlegen schaue ich auf meine Knie und bin kurz davor zu fragen, ob ich denn auch so wirke. Dann würde diese Kombination nur umso besser passen. "Die sind so Typen, die niemals den ersten Schritt machen würden, die auch nicht wissen wie das geht." Wir schweigen. "Nicht gut für's Herz", murmelt sie leise. Vielleicht hat sie recht.

Am nächsten Nachmittag sehe ich den Kollegen wieder. Wir basteln zusammen Technikkram und die Stunden vergehen im Handumdrehen. Immer wieder beugt er sich zu mir herüber und schaut auf den Monitor. Immer wieder berühren sich unsere Arme und liegen nebeneinander, ohne das einer von uns wegzieht. Ich spüre seine Nähe, seine Wärme. Es fühlt sich gut an. Aufregend. Kribbelig. Trotz Harmlosigkeit. Ich merke, dass es das ist, was ich mir die ganze Zeit gewünscht habe. Ein kleines bisschen Nähe. Nicht mehr. Auf dem Nachhauseweg merke ich erst, wie verquer meine Bedürfnisse sind. Bloß nicht zuviel. Bloß nicht zu nah. Wahrscheinlich unterscheide ich mich gar nicht so sehr von ihm, nur dass ich geschickter und aufmerksamer bin, was Nähe und Distanz und Alltäglichkeiten angeht.


 

Freitag, 22. August 2008

Ich wollte immer gerne schreiben. Aber leider bin ich ein Feigling mit wenig Selbstvertrauen. So habe ich in dem Wunschtraum geschwelgt, dass die böse Oma Krokodil irgendwann mal sagen wird: "Schreib!". Ein einziges Mal war ich mutig genug und habe gefragt, ob ich vielleicht und eventuell auch mal darf. Ich wurde nicht gehört und im gleichen Atemzug wurde prompt die einschüchternde Standardparole wiederholt, dass unsere Schreibe diese besondere Art hat, die so lockerflockig daher kommt, wo aber so viel hintersteckt. Die Blahblah-Arroganz des Chefsessels.

Der Lieblingskollege wurde mittlerweile ersetzt und die Karten neu gemischt. Es ist genau die Zeit, in der man mutig sein muss. Jetzt darf ich also schreiben, sagt die böse Oma Krokodil. Juhu.


 

Donnerstag, 21. August 2008

Mein Vater hat sich breitschlagen lassen. Damit er sich nicht erholen muss, macht er einen hübschen, kleinen Familienurlaub. Selber schuld. Schon vor den Sommerferien habe ich ihm mitgeteilt, dass ich nicht bereit bin ihre Katzen zu füttern. Schnauze voll. Erstens, weil die böse Stiefmutter schlecht über mich redet (immer wieder). Zweitens, weil mein Vater sie schlecht über mich reden läßt (immer wieder). So geht das nicht, deswegen muss Strafe sein.

Mein Stiefbruder bekommt also die Aufgabe übertragen. Zwei Wochen täglich Spaß mit den neurotischen Viechern. Der arme Kerl. Vielleicht hatte er einfach genug, als er sich spontan entschließt sein vorgezogenes Wochenende außerhalb zu verbringen. Also fragt mein Vater telefonisch bei mir nach, ob ich nicht vielleicht... "Nein."

Ich weiß nicht wer dahintersteckt, dass es lief, wie es lief. Aber heute liegt ein zerfledderter Briefumschlag samt Schlüssel in meiner Wohnung, der kommentarlos durch den Briefschlitz geworfen wurde.



Wenn ich die Zeilen vom F. nicht so lustig finden würde, wäre ich vor Ärger explodiert. Über meinen Vater und seine Schwäche. Und nur, weil die kleine Miss untröstlich wäre, kann ich das Tierheim nicht als Möglichkeit in Betracht ziehen.