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Donnerstag, 10. Juli 2008
Wenn die Trauer so nah ist, reicht eine kleine, unbedachte Bemerkungen, um das Unglück perfekt zu machen. Eine Mitteilung, vermutlich komplett unbedacht geäußert, harmlos natürlich, läßt mir den Atem stocken und mich schwer schlucken. Ich will es nicht hören, will mir nicht vorstellen, was wäre wenn.
Komm doch wieder, liebe Sonne, und scheine mir ins Herz. Gib mir das Gefühl, dass das Leben ein fantastischer Zauber ist, der die aufregendsten Attraktionen für mich bereithält.
Mittwoch, 9. Juli 2008
Die verdrängte Traurigkeit bringt mich an manchen Tagen fast zur Verzweifelung. Ich soll sie nicht vergessen, nein, ich darf sie nicht vergessen. Aber ich finde einfach keinen rechten Platz für sie. Keinen Ort, wo ich mir für sie Zeit nehmen kann. Keine Gelegenheit, die passend wäre. Es gibt weder Trost noch Arme, in die ich mich fallen lassen kann, denn gerade in den schwächsten Momenten bin ich so allein, dass ich nicht rechts und links schauen kann, sondern nur die Augen zukneife und spüre, wie die Tränen Hals und Augen hochsteigen. Schnell runterschlucken und irgendetwas tun. Irgendwas, nur nicht anfangen zu heulen, nur das nicht. Denn sollte ich es nicht mehr zurückhalten können, fürchte ich, dass es kein Halten mehr geben würde.
Montag, 7. Juli 2008
Hilfeschreie, immer und immer wieder. Laut. Schrill. Durchdringend. Bei Ärzten, Psychologen, Beratungsstellen immer wieder die gleiche Bitte: Helft mir! Ein Blick genügte, um das Mädchen zu sehen, das sich qualvoll zugrunde richtete. Bitte 1 x Hilfe für Sara.
Wie nennt man es, wenn die "Profis" nur zusehen? Wenn sie mit gesenkten Häuptern dastehen, wichtigtuerisch die Köpfe wiegen, sinnlose Ratschläge geben, die Schultern zucken, sich umdrehen und zum Mittagessen in die Kantine gehen?
Was soll man schließlich machen. Sie ist erwachsen. Für sich selbst verantwortlich. Organversagen. Pech gehabt.
Sara. Kleine Sara.
Montag, 7. Juli 2008
Für eine Verabredung ist langes Rumgehampel nicht zielführend und macht irgendwann nur noch bedingt Spaß. Also anrufen und mich selbst einladen, schnell, schnell, bevor ich mir wieder eine Ausrede überlegen kann. "Ich komme zu dir", sage ich hastig und er lacht leise. Keine Ablehnung, kein Gegenvorschlag und alles ist gut. War gar nicht schwer, nein, ganz im Gegenteil.
Reden und lachen und fotografieren. Das reicht um viele Stunden zu füllen. Und dann schnippel ich die Erdbeeren, er den Salat und ich drehe den Uhrzeiger auf 12 Uhr - Geisterstunde. Die Stimmung ist ruhig und entspannt und ich fühle mich wohl und vertraut, auch wenn wir uns für dieses Gefühl eigentlich gar nicht gut genug kennen. Oder doch? Ist ja auch egal, denn es macht sich einfach breit und fühlt sich gut an, ohne um Erlaubnis zu fragen.
Danke dafür!
Der Sonntag beginnt zu früh. Ich versuche zu lernen, verstehe nichts, frage Google und werde nicht schlauer. Das Unwissen macht mich erst unzufrieden, dann weinerlich, aber immerhin klingelt das Telefon - Papa ist dran. Ein Familiensonntag bei Opa? Klingt nach Ablenkung. Ich komme mit.
Ich muss nicht reden, denn diese Aufgabe übernimmt die kleine Miss. Sie erzählt Witze, liest vor, trällert ein Liedchen, macht Faxen, wirbelt durch das Wohnzimmer und lässt sich anschließend nieder, um mit dem Papa zusammen ein Geschenk für den Bruder zu basteln. Ich finde heute keine Worte, schaue ihnen nur zu, bis mir die Augen zufallen und ich für einen Augenblick anderswo bin.
Jetzt durchatmen. Und dann überlegen, welche Termine in dieser überfüllten Woche sich absagen lassen oder zumindest gekürzt werden können. Ich brauche Kraft und Energie für die wichtigen Begegnungen. Vorfreude genießen gehört schließlich auch dazu.
Samstag, 5. Juli 2008
Heute Nacht habe ich das erste Mal von ihm geträumt.
Wir hatten Sex. Allerdings eher unromantisch und vielleicht so, wie es irgendwann einmal hätte werden können, wenn es denn jemals so gekommen wäre - aufregend, spontan, grenzüberschreitend. Was nicht das Schlechteste hätte sein müssen, wenn da nicht unsere fehlende Beziehung, die seltsame Örtlichkeit, eine dritte Person und ein weiterer ungünstiger Umstand gewesen wären. Das Ganze löste einen kleinen Spektakel aus, der das Ausmaß von Gier und Lust bei weitem übertraf. Anschließend trafen wir mit meinen ehemaligen Lehrern zusammen und durften uns anhören, dass sie das gar nicht lustig fänden. Scham beim Aufwachen.
Kategorie Alptraum. Jetzt bitte sofort vergessen.
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