Freitag, 3. Oktober 2008

Mama. Dieses heikle Thema. Von damals bis heute.

Ein Treffen. Nach sehr, sehr langer Zeit. Immerhin ohne schwierige Planung, ohne langatmige Telefonate, ohne vorbereitende Maßnahmen. Donnerstag? Passt.

Irgendwann sagte sie mal, dass es nicht gut wäre, wenn wir uns so lange nicht sehen würden. Weil mein Abneigung ihr gegenüber immer größer werden würde, sich unverhältnismäßig aufblähen würde, sie unmenschlich machen würde. Weil mir der Abgleich mit der Realität fehlt. Weil sie in meiner Phantasie zum hassenswerten Ungeheuer wird.

Ein bisschen hat sie recht. Denn als sie mir die Tür öffnet, sehe ich eine verwundete Kriegerin. Eine ermattete, aber schöne und stolze Frau mit tonnenweise Liebe in den Augen. Sie hält mich fest und hält mich fest und hält mich fest, bis ich mich sanft befreien muss, weil mir diese Nähe zuviel wird. Und gleichzeitig spüre ich den Schmerz der Entbehrung, weil ich so lange darauf verzichten musste.

Ich habe keine Ahnung, woher plötzlich diese Gelassenheit kommt, aber sie macht es mir möglich, das Treffen nicht nur zu ertragen. Keine falschen Worte. Kein Zorn. Kein Wälzen der Vergangenheit. Keine Vorwürfe. Keine Kritik. Gut machst du das, Mama, weiter so.

Zum Abschied nicke ich zu ihren Wünschen. Telefonieren & Treffen. Öfter & regelmäßig. Bitte. Ich schweige, denn ich will nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Aber wir gehen mit einem guten Gefühl auseinander. Auf eine neue Chance, wie jedes Mal.