Mittwoch, 31. Dezember 2008

Blinddate-01 findet noch im Jahr 2008 statt, weil es einfach Zeit wird und weil es dieses Jahr verdient hat. Taten statt Warten. Be young, be foolish, be happy. Der Kandidat drängelte schon eine ganze Weile und so kam er mir als Ablenkung gegen philosophische und schlaksige Gedanken gerade recht. Als Begleitung für einen Abend in meiner früheren Heimat, wo die Cocktails noch bezahlbar sind. Außerdem wollte ich überprüfen, ob ich eines meiner Vorurteile anschließend über Bord werfen könnte. Dass trotz mangelhafter schriftlicher Kommunikationskompetenz ein toller und interessanter Mann zum Vorschein kommen kann.

Er sitzt schon da, lächelt mich an, steht auf und begrüßt mich. Tatsächlich ist er 14 cm größer als ich und das will schon etwas heißen. Für einen Moment verschlägt mir sein attraktives Äußeres die Sprache. Den nehme ich, denke ich für einen kurzen Moment und muss dann grinsen, weil die Optik für mich nie ein Grund für oder gegen eine Beziehung gewesen ist. Und Sex will ich schließlich nicht, jedenfalls nicht sofort und schon gar nicht einmalig. Trotzdem bin ich angenehm überrascht.

Wir reden, können ein bisschen zusammen lachen, diskutieren und auch ernstere Themen anschneiden. Ich spüre schnell, dass er ein grundsolider, freundlich-netter und gutmütiger Mensch ist, mit dem es das Leben bisher gut gemeint hat. Ein Mensch, der noch nicht viel über Höhen und Tiefen im Leben nachdenken musste. Unser Gespräch stört es nicht, aber etwas anderes stört ganz gewaltig. Denn zwischendurch - und leider gibt es mehrere davon - sagt er ein paar richtig dumme Sachen. Nicht nur geplapperten Schwachfug, den man aus Nervosität daher brabbelt, nein. Sachen, die man in seinem Alter nicht mehr sagt, wenn man klar und reflektiert denken kann. Schade auch. Mein Vorurteil hat sich bestätigt.

Auf dem Heimweg bin ich froh. Weil der Abend einfach und unkompliziert war. Weil ich einfach und unkompliziert war. Weil ich gemerkt habe, dass er mich nett findet und ich meine biestigen Gedanken im Zaum halten kann. Weil es ein guter Anfang für eine neue Zeit ist. Weil ich jetzt wieder weiß, dass ich nicht gleich den Erstbesten nehme, der des Weges kommt. Weil irgendwann ein Deckel auftauchen wird. Oder ein Topf. Oder so.