Freitag, 5. Dezember 2008

Das letzte Treffen mit Mr. Sweet war im Juni. Es endete eher unerfreulich, denn er wollte irgendwas und ich wollte meine Ruhe. Anschließend gab es noch ein kurzes Telefonat: er ja, ich nein - Ende. Seitdem herrschte Schweigen, allerdings keines mit bitterem Nachgeschmack, sondern einfach eine Kontaktpause, damit wir irgendwann da weitermachen können, wo wir vorher aufgehört haben. Als Freunde.

Es ist ein zufälliges Wiedersehen. Strahlende blaue Augen in einem schönen Gesicht inmitten von vielen unbekannten Menschen. Ich kann auf einen Schlag alles Ungute vergessen, dafür sind Nähe und Innigkeit sofort wieder hergestellt, ganz ohne Beigeschmack der Peinlichkeit. Gut, dass das möglich ist.

Wir sitzen beieinander, jeder mit einer Bierflasche in der Hand. Er erzählt mir von seiner Arbeit, seiner Band, seiner Frau. Ich liebe es ihm dabei zuzuhören, wie er von Beziehungsproblemen spricht und trotz allem seine grenzenlose Liebe ihr gegenüber hindurchschimmert und jedes Problem zu überstrahlen scheint. Keine Gefahr, sie kriegen das hin, die Basis stimmt, alles ist gut.

"Roter Rock, rote Wangen und verliebt", sagt er und berührt mein heißes Gesicht mit seinen Fingerspitzen. Erst muss ich lachen, dann versuche ich die Sache mit dem Philosophen zu erklären, der wie ein Donnerschlag in mein Leben gepoltert ist und seit dem meine Gedanken nicht mehr verlassen hat. Ich kann ihn nicht haben, erkläre ich Mr. Sweet, nein, ich kann ihn nicht haben und obwohl das Wissen schmerzt, weiß ich gleichzeitig, dass es vermutlich auch besser so ist.

Wir beenden den Abend, als der Morgen schon angefangen hat und laufen noch ein Stück zusammen die Straße hinunter. Zum Abschied nimmt er meine Hände in seine und blickt mich ernst an. "Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn es dir schlecht geht mit ihm. Wir können einfach nur reden." Ich umarme ihn, will ihn festhalten und ihm sagen wie sehr ich ihm für sein Angebot danke. Beziehungen mit Schieflage sind schließlich eigen, schmerzen ein wenig anders, wirken ein wenig anders. "Danke", flüstere ich ihm ins Ohr und er grinst verschmitzt, bevor er sich umdreht und geht.