Freitag, 4. Juli 2008

Das Mantra des Tages: Ein Arbeitstreffen ist ein Arbeitstreffen ist ein Arbeitstreffen. Da braucht man gar nicht nervös zu sein. Aber mittlerweile scheint es, als könnte mein Herz nun, wo sich mein Kopf gegen ihn entschieden hat, erst so richtig aufdrehen. Dabei brauche ich doch eigentlich einen Mann, mit Gefühlsfetisch und ausgeprägten Rede- und Zuhörbedürfnis. Dass er beides nicht hat, weiß ich längst.



Nach der Arbeit warte ich im Café auf ihn, tippe währenddessen eine SMS an Mimi, die prompt antwortet und "viel Spaß mit dem Ex" wünscht. Als wir uns dann begrüßen, als wir reden, zusammen lachen, zusammen planen und uns schließlich noch einen Teller mit arabischen Spezialitäten teilen, ist alles wieder gut, sind die drei Wochen ohne Kontakt fix unter den Teppich gekehrt. Alle Vernunft und alle guten Vorsätze sind vergessen und ich sage sofort zu, als er vorschlägt, dass wir uns auf jeden Fall einmal pro Woche treffen sollten. Außerdem ist in der nächsten Woche ein Zusatztermin mit Spaßfaktor angesagt. Klar, ich bin dabei.

Es fühlt sich einfach gut mit ihm an. Er strahlt eine solide Vernunft aus, die mir für den Moment erstrebenswert erscheint. Er wirkt immer geordnet, vorbereitet, verlässlich. Ich dagegen bin konfus, vergesse Dinge, lasse meinen Kram irgendwo liegen, verspreche in der Eile Sachen, die ich dann nicht halten kann und lasse mich von meinen Stimmungen beeinflussen. Er ist ein Macher, immer aktiv, immer in Bewegung, immer am Planen, hat tolle Ideen und ist Garant für eine positive Beständigkeit. Vielleicht ist es dieser Perfektionismus, der mein Herz ruhiger schlagen lässt. Vielleicht ist es auch die Gewissheit, dass wir uns in den nächsten Monaten regelmäßig sehen werden. Egal. Solange das Herz im Takt schlägt.

Herzscheisse * von kinky um 01:51 Uhr * 0 Kommentare * comment

 

Freitag, 27. Juni 2008

Am nächsten Mittwoch sehen wir uns wieder, der ehemalige Lieblingskollege und ich. Dann sind genau drei Wochen seit unserem letzten Treffen vergangen. Drei ganze Wochen, 21 vermaledeite Tage. Viel Zeit, wenn man zuvor viele Stunden gemeinsamen verbracht hat.

All unsere Verabredungen gingen von ihm aus und als ich dann einen Vorschlag machte, wollte er nicht. Wollte gar nicht mehr.

"Soll ich ihn fragen was los ist?", frage ich Mimi, die verneinend den Kopf schüttelt. Ich seufze schwer. "Bestimmt denkt er sich gar nichts dabei", meint Mimi und ich glaube ihr, weil der Mensch ein Mann ist und noch dazu die häufig vorkommenden geschlechtsspezifischen emotionalen Defizite aufweist. "Schon deswegen willst du ihn nicht, stimmt's?", fragt Mimi scheinheilig in ihrem vernünftigen Erwachsenentonfall und ich nicke. Aber das Herz. Ach, das Herz.

Wir werden zusammen lernen. Uns gemeinsam etwas erarbeiten. Uns helfen, wenn wir allein nicht weiterkommen und nachher stolz sein, weil wir viel geleistet haben. Das ist für ihn gut und für mich gut, rein beruflich gesehen. Und wenn ich das Herz bis Mittwoch komplett zur Vernunft bringen kann, taugt die ganze Angelegenheit vielleicht auch noch zu einer guten Bekanntschaft. Herrje.


 

Dienstag, 17. Juni 2008

Wie schwer mir dieser gedankliche Abschied fällt. Wie schwer, die Vernunft walten zu lassen, weil das Herz nicht mehr leicht schlägt, sondern das Sehnen schmerzlich wird. Wie schwer, Abschied von einer Vorstellung zu nehmen, die völlig ungewiss war, mich aber trotzdem glücklich machte.

Es ist ein Schritt zurück in die Einsamkeit. Er will mich nicht. Ein Satz, der immer größer und größer wird und an Bedeutung gewinnt, weil es plötzlich nicht mehr nur er ist, der mich nicht will, sondern alle Menschen generell. Und schwups geht das Spiel wieder von vorne los. Die Fehlersuche an mir selbst wird immer von Erfolg gekrönt. So viele Macken, Dellen, Beulen und Narben an einer Person. Wer sollte so blöd sein und mich nehmen, sich mich antun. Ich habe tatsächlich viele Momente lang geglaubt, er hätte Interesse an mir. Ich Idiot.


 

Montag, 9. Juni 2008

Als wir am Freitag beim Picknick im Park sitzen, wollen die Jungs wissen, ob ich am Wochenende mitkommen will. Raus an den See. Sie tun so, als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre. Natürlich will ich. Natürlich! Was für eine Frage.

Der Kinderwagen ist beladen mit Badezeug und Handtüchern, Nudelsalat, Bouletten, Brötchen und Schokoladenkuchen, Decken, Wasserflaschen und Apfelsaft, Spielzeug, einer Luftmatratze und Wechselwäsche für den kleinsten Ausflügler. Wir sind muttimäßig ausgerüstet und für alle Eventualitäten gerüstet. Es sieht fast so aus, als hätten wir für zwei Wochen Urlaub gepackt. Wir stapfen durch den Wald, dann am Ufer entlang, bis wir das schönste Plätzchen gefunden haben. Grüne Stille, Wasserplätschern und Entengequake.

Herr Baby, der kleine Sohn vom Lieblingskollegen, klettert abwechselnd auf dem einen und dann auf dem anderen herum, patscht mit seinen verschmierten Händen in unsere Gesichter und lacht und strahlt mit der Sonne um die Wette. Ich schnappe ihn, kitzel ihn, werfe ihn in die Luft, fange ihn wieder auf und er juchzt und kreischt vor wonniger Glückseligkeit. Fast bin ich ein wenig neidisch auf dieses Momentaufnahme unbeschwerten Kinderglücks.

Als der Tag zu Ende geht bin ich erschöpft vom schwimmen, spielen und toben. Im Auto lauschen wir müde der Musik aus dem Radio. Aber als wir in der Heimat ankommen, spüre ich einen Stich, als ich mich von den Jungs verabschiede. Ich freue mich auf meine ruhige Wohnung und das Alleinsein, die Erholung. Aber ich sehne mich schon beim Abschied danach, den Mann wieder zu sehen. Was schmerzt, ist dieses Gefühl mehr zu wollen und nicht zu dürfen. Weil er nicht will. Also schnell an etwas anderes denken - Fußball, Arbeit, Irgendwas. Außerdem ist es Abend und bald kommt der Schlaf, der alle wehmütigen Gedanken innerhalb eines Augenblicks wegwischen wird. An seine Stelle tritt die traumlose Erholung ohne Wünsche, Sehnsucht, Herzflattern. Zumindest bis zum nächsten Morgen.


 

Freitag, 9. Mai 2008

Er will nicht.

Immerhin war es eine Absage durch Gesten, was im Nachinein vielleicht nicht ganz so schmerzen wird, wie eine ausgesprochene Wahrheit. Harte und wahre Worte will ich nicht hören.

Am Wochenende zusammenrollen und Wunden lecken.


 

Montag, 5. Mai 2008

Nach Hause kommen und sich ein Loch in den Bauch freuen, weil er gemailt hat. Und dann steht da auch noch etwas von einem "nächsten Mal".

Jetzt einmal schnell das Leben knutschen.


 



Innerhalb von 24 Stunden kann ich mich problemlos von Hoffnung zu Verzweifelung und wieder zurück denken. Die vielen gemeinsam verbrachten Stunden der letzten Tage machen mich noch unsicherer als zuvor. Und dank mangelndem Selbstbewußtsein, kann ich überhaupt nicht mehr einschätzen, was nun gut und was nicht gut gelaufen ist, was mich hoffen lassen könnte (auf was, weiß ich selbst nicht...) und ob es vielleicht schon eindeutige Signale der Absage gegeben hat. Dafür ein ständiges Kreisen um die Vorstellungen, was wohl seine Freunde von mir halten, was sie jetzt über mich sagen, was er dazu denkt. Je länger und häufiger ich diese Dinge in Gedanken durchspielte, desto übler fällt das Urteil aus.

Letztendlich der kinkysche Schluß: Nun will er nichts mehr von mir wissen. Wegen x und y und z. Und dann die Rückkehr zur eigentlichen Einsicht: Wie komme ich nur auf eine akute und kurzfristige Zwischendurch-Schnapsidee, er könnte tatsächlich mehr als ein freundschaftliches Interesse an mir haben.


 

Mittwoch, 23. April 2008

Ich habe keine Ahnung, was da gerade passiert. Herzrandale vom Feinsten. Den Grund dafür kenne ich nicht so genau und ich mag ihn auch gar nicht näher kennenlernen. Bloß nicht den Zauber des Augenblicks verjagen, bloß nicht den Bann brechen, den sich mein Kopf oder mein Herz oder beides so lockerflockig zusammengezimmert haben.

Noch vor wenigen Wochen saß ich zu Hause und es war klar, dass mein Leben immer so weitergehen würde. Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Und dann entscheide ich mich in einer leichtsinnigen Minute einfach nur für das richtige Leben und es bricht mit einer Intensität über mich herein, dass ich in die Knie gehen muss, um der Wucht standhalten zu können. Gerade das Herz, ständig so voller Traurigkeit, scheint mir ins Ohr zu krakeelen Arsch lecken, Alte, heul doch! und in jaulendes Gelächter auszubrechen.

Mein ganzer Körper schmerzt durch die anhaltende Anspannung des dreitägigen Gefühlsfrühlings. Der Feierabend nährt sich, aber auch die mehrtägige Pause, bis ich ihn wiedersehe. "Was haste denn da in der Hand?", will er wissen, als ich aufstehe. "Na meine Voodoopuppe, also pass lieber auf", gebe ich verschmitzt zurück und er krümmt sich zusammen, greift sich an sein Herz und wir müssen schon wieder lachen. "Also dann", sage ich schnell, meine Verlegenheit überspielend, und hebe die Hand. "Bis nächste Woche", gibt er lächelnd zurück und ganz leise, so dass ich es kaum höre "falls wir uns nicht vorher noch sehen".

So. Jetzt wieder beruhigen. Vier Tage Pause. Zeit, die dringend nötig ist, weil die Gedanken um nicht viel mehr als puren Wahnsinn kreiseln. Dabei sollte ich noch ein bisschen über die Gruppe nachdenken, über den scheußlichen Sonntag oder sonst irgendwas, das mich davon abhält, dass Herz und Kopf weitergehende Verhandlungen führen.