Samstag, 26. Juli 2008

Keine Lösung, keine Hilfe. Eine Arbeitswoche mit gedrücktem Ignore-Schalter. Ich versuche nicht nachzudenken, nicht den Schmerz der Enttäuschung zu fühlen, die Verletzung herunterzuschlucken, meinen Platz hinten am Ende der Reihe zu finden und zu testen, ob es wohlmöglich einfacher ist, wenn ich nicht schreibe. Schreiben heißt nachspüren und hineinhorchen. Und manchmal muss man ausprobieren, ob man ohne nicht besser dran ist. So oder so. Das Mistvieh steht mit breitem Grinsen vor der Tür.

Vielleicht kommt es deswegen so, wie es kommen musste. Vielleicht kommt es so, weil ich es unbewusst erwartet habe. Vielleicht war ich mir auch zu sicher, es besiegt zu haben. Vielleicht ist es nur eine kurze Phase und dann ist alles wieder gut?

Mistvieh. Ich habe dich nicht vermisst. Ich hasse dich und kann scheinbar nicht ohne dich sein. Am Anfang der Woche habe ich versucht, dir freundlich gegenüber zu treten und dir die Hand zu reichen. Ein Friedensangebot. Weil ich wollte, dass wir die Sache miteinander regeln, ohne ein großes Ding daraus zu machen. Am Mitwwoch hast du mir den Arm umgedreht, bis ich die Augen verdreht habe. Am Freitag hast du mir den Arm ausgerissen, du verdammtes Arschloch. Ich verachte dich und deine Gewalttätigkeit, hasse mich, weil ich doch irgendwie verantwortlich für dich bin. Ich habe ein Monster geboren.

Unsere Zusammentreffen funktionieren nach deinen Spielregeln. Ich muss nicht einmal einwilligen, nein. Denn die Wahlfreiheit wird nur von denen gesehen und für möglich gehalten wird, die nicht beteiligt sind, während du mir das Messer auf die Brust setzt, zustichst und in der Wunde bohrst.

Wie weiter? Ich habe keine Ahnung. Will etwas schreiben, will einer Eingebung folgen, aber da ist nichts. Also abwarten. Aushalten. Anderen beim Schreiben zuhören und mit Augen & Gedanken fixieren.

So plötzlich, wie die Zerstörung begonnen hatte, war sie vorbei. Kein Wenn, kein Auch, kein Aber, kein Obwohl - von einem Augenblick auf den anderen war alles vorüber, herrschte Stille.
(Haruki Murakami. Hard-boiled Wonderland)

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Es führt kein Weg daran vorbei, das Mistvieh als Bestandteil deiner selbst zu akzeptieren und ihm eine Stimme zu geben. Aber nur eine Stimme, nicht die Allmacht.
Du hast, da bin ich mir sicher, genügend anderes in dir, was ebenfalls eine Stimme verdient hat, die der des Mistviehs an Logik, Nachvollziehbarkeit und Eloquenz weit überlegen ist. Du musst ihnen nur erlauben, miteinander zu sprechen.
Entscheider bist du, nur du. Nicht irgendeiner, der Mistvieh genannt wird und der sich, je mehr du ihn unterdrückst, immer mehr aufbläht und immer lauter schreit.

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So viel Böses in mir, warum sollte da nicht ein hübsches Plätzchen für's Mistvieh sein? Warum können wir nicht friedlich nebeneinander her leben? Warum muss es immer auftauchen, wenn ich keine Reserven mehr habe, um ihm irgendetwas entgegen zu setzen. Die Stimme der Vernunft ist in diesen Momenten nicht anwesend. Oder ich überhöre sie. Diesen verdammten Dialog kriege ich einfach nicht hin.

Ich frage mich oft, was ich eigentlich getan habe, dass ich so eine Strafe verdient habe.

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Diese Frage scheint momentan umzugehen. Nichts hast du getan. natürlich nicht.

Mir hat mal jemand gesagt, der es wissen muss, dass all das, was in einem steckt, eigentlich nur ein Ziel hat: einen selbst zu beschützen. Das tut es häufig, zugegeben, sehr ungeschickt.
Reden lassen, nicht dagegen kämpfen. Nur den Überblick nicht verlieren, im Auge behalten, dass das nur eine Stimme von mehreren ist.
Wer am lautesten schreit, hat nicht immer Recht. Punkt. Wenn du keinen Kontakt zwischen ihnen herstellen kannst, zumindest daran denken.

edit: Das hübsche Plätzchen kannst und musst du selbst ihm zuweisen. Er wird sich Dreiviertel des Raumes nehmen wollen, die ihm bei Weitem nicht zustehen.

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Oh ja, es beschützt mich vor dem Leben. Vor dem Guten und dem Schlechten. Aber ich mag nicht mehr beschützt werden, ich will leben, genießen, Spaß haben und manchmal unglücklich sein.

Hinhören fällt mir so schwer. Vor allem das Heraushören des Wesentlichen. Und dann dieses Gesuche nach dem ein oder anderen Bedürfnis, das sowieso nicht zu stillen ist.

Ja, ein Platz. Muss ich mich wohl mit abfinden.

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ja, das treibt im augenblick viele um, diese; deine; fragen... stimmt.
meine therapeutin versucht gerade mit mir alle meine ..... in ein boot zu holen. keiner darf kapitän sein.

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Es sind zwar individuelle Fragen, aber vielleicht auch welche, die sich viele Menschen irgendwann einmal stellen. Immer wieder Hinfallen und dann wieder Weiterboxen müssen. Muss jeder allein. Leider.

Schiffbruch mit Tiger. Es ist wichtig im Leben, dass etwas anständig zu Ende gebracht wird. Nur dann kann man es loslassen...
Aber es ist eben nicht leicht, auf einem schwankenden, schlingernden Boot das Gleichgewicht zu halten und dabei etwas (erfolgreich) zu einem Abschluß zu bringen.

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Ich habe durch Therapie erfahren, bzw. erfahre es noch immer, das die Diskrepanz zwischen dem, was man weiß/logisch überdenkt, und dem, was gefühlsmäßig in einem brodelt und nach aussen und oben strebt, Futter für ein derartiges Mistvieh ist.

Der Kopf nickt, während das Gefühl den Kopf schüttelt / oder umgekehrt.
Das Gefühl will nach links, während der Kopf nach rechts strebt.

Als Gefühlsmensch erfährt man dabei immer wieder die Übermacht des Gefühls, das kopflos (weil losgelöst durch diese Diskrepanz) auf seine Richtung besteht und dem Kopf, der so vieles weiß /gelernt hat keinen Raum gibt, "mitzureden".

Diese Diskrepanz zu überwinden ist eine Lebensaufgabe, wie ich finde. Blockiert durch die Erfahrungen die man machen musste/durfte.

Und so spalten sich andere Teile (auch das Mistvieh) in einem ab - Teile des Kopfes und des Gefühles - die in dem Tal der Diskrepanz hausen und nur darauf warten, die Kontrolle zu übernehmen.

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Nach meiner Therapie, in der ich erkennt, aufgearbeitet und Frieden geschlossen habe, blieb mir als ständiger Begleiter meine "Angst im Nacken". Einfach so, urplötzlich und ohne Ansage war diese verd... Gefühl, das mein Leben dann beherrschte, wieder da. Gerne wenn ich mich sicher fühlte.
Durch Zufall kam ich an jemanden, die damals eine neue Therapieform anwandte. Leider ist die Reiki-Meisterin, die mein Energiefeld aufräumte, verzogen, ich finde keine Anschrift mehr. Aber seitdem kann ich ganz normal und in Ruhe leben, ich brauch mich nicht mehr vor "den Folgen" zu fürchten, die sonst unweigerlich über mich reingebrochen sind. Suchen Sie doch mal im Therapeuten-finder.com nach EFT und schauen Sie, ob es was für Sie sein könnte.
Auszug:
... denn das Trauma ist in Wirklichkeit vorbei und existiert nur in der Erinnerung. Die Angst vor der stressenden Erinnerung der dabei erlebten Gefühle bleibt, die sich als negative, schmerzhafte, panikartige Emotionen oder Süchte oder Schmerzen manifestiert ...
Liebe Grüße

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@surety
Ich habe ja immer das Gefühl, dass ich recht gut mit dem Kopf steuern kann. Aber dann gibt es diese Aussetzer. Kontrollverlust ohne Rettungsanker und dann kann ich gar nichts mehr über Vernunft und Logik steuern. Irgendwo muss da ein Schalter hergezaubert werden, ansonsten passiert das wieder und wieder. (Ist natürlich auch einfach, so ein Geplärre nach dem Motte "Ich kann nicht, ich kann nicht...")

Lebensaufgabe. Genauso ist es.

@aquarelia
... denn das Trauma ist in Wirklichkeit vorbei und existiert nur in der Erinnerung.
Das tut mir schon beim Lesen weh. Etwas bleibt und bastelt sich seine ganz eigene Art und Weise einen zu quälen, zu erinnern, zu piesacken. Als ob man ihm etwas schuldig sei.

Ich bin momentan sehr unflexibel was eine Suche angeht. Aber ich behalte den Tipp im Kopf, danke!

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"Etwas bleibt und bastelt sich seine ganz eigene Art und Weise einen zu quälen, zu erinnern, zu piesacken. Als ob man ihm etwas schuldig sei."

-> Oh ja, das unterstreiche ich dick und fett.

Diesen speziellen Schalter suche ich auch ... bisher übrigens vergeblich.
Der Kopf ist leer und dieses ETWAS in einem wütet und wütet und lacht sich ins Fäustchen ob der Kontrollmacht und über die ihm unterlegene Ohnmacht des Verstandes.

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Durchhalten, tapfer sein und abwarten, bis ruhigere Zeiten anbrechen. Das ist das Einzige, worauf ich mich verlassen kann.

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ich weiß ... ich kann es wirklich nachfühlen. Aber es wird besser, glauben Sie mir. "Es" hat mich, soweit ich mich erinnern kann, 15 Jahre im Griff gehabt. Seit 8 Jahren ist es weg. Und auch bei Ihnen wird es sich lösen, ganz still und leise, einfach so. Fühlen Sie sich gedrückt :-)

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