Mittwoch, 25. Juni 2008
Ich begrüße die Frau aus L. mit einem Lächeln und setze mich auf das braune Ledersofa ihr gegenüber. "Sie sehen sehr traurig aus", beginnt sie das Gespräch und schaut mich erwartungsvoll an. Mein erster Impuls ist, ihr zu widersprechen. Mit einem "Nein, nein, alles ist gut!". Aber im selben Augenblick spüre ich den dicken, fetten Kloß im Hals, der mich lieber schweigen und den Blick senken läßt. Einmal auf die Zunge beißen verlagert den Schmerz und vertreibt die Tränen. Hilft meistens.
Dann erzähle ich aus meinem Leben, springe von einem Thema zum anderen, durcheinander und ein bisschen konfus. Von der Enttäuschung über den Vater, über das schlechte Gewissen, weil ich mich immer noch nicht bei meiner Mutter gemeldet habe, über die ungeklärte und extrem unbefriedigende Situation in der Anstalt, die Entfremdung von meinem besten Freund und dann natürlich über den innerlichen Abschied vom Lieblingskollegen und damit auch von unseren locker-flockigen-gute-Laune-Treffen. Wir schweigen eine Weile gemeinsam. "Da stehen sie ja vor einem ganz schön großen Berg", sagt sie und ich nicke. Ein Berg, den ich vorher gar nicht gesehen habe. Ein Berg, der vorher unsichtbar im Nebel verborgen war und nun in den Himmel aufragt, jetzt zum Greifen nah. Leider weiß die Frau aus L. auch keinen anderen Rat als "anpacken" und so ziehe ich ein bisschen bedröppelt von dannen. Wird schon. Irgendwie.
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remington65,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 02:08
Jede Reise, und sei sie auch noch so lang, beginnt mit dem ersten Schritt. Ich hab das auch immer für eine Phrase gehalten. Aber nach vier Schritten kann man sich schon umdrehen und auf den Weg nach hinten schauen.
Als ich mal Kohlen schaufeln musste, hab ich auch gedacht, der Haufen wird nie enden, wird mich den ganzen Tag ärgern. Nach neun Stunden war er erledigt. Und ein Typ, den ich mal kannte, sollte eine Klinkermauer bauen, um ein Riesengrundstück herum. Er hat ein halbes Jahr gebraucht.
Aber heute kann man dem Kerl nicht mehr einreden, dass er irgendwas nicht schaffen könnte...
Alles Gute.
J.
Als ich mal Kohlen schaufeln musste, hab ich auch gedacht, der Haufen wird nie enden, wird mich den ganzen Tag ärgern. Nach neun Stunden war er erledigt. Und ein Typ, den ich mal kannte, sollte eine Klinkermauer bauen, um ein Riesengrundstück herum. Er hat ein halbes Jahr gebraucht.
Aber heute kann man dem Kerl nicht mehr einreden, dass er irgendwas nicht schaffen könnte...
Alles Gute.
J.
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kinky,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 13:10
Ich werde so lethargisch, wenn es sich um Dinge handelt, die nicht angepackt werden können. Auf deren Klärung man warten muss, weil sie Zeit brauchen. Und manche Dinge sind gar nicht zu lösen. Die sind einfach wie sie sind.
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philit,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 17:48
Naja, es gibt schon einen veritablen Unterschied zwischen Kohlenschaufeln, Mauerbau (außer es handelt sich um eine chinesischer Provenienz) und den oben geschilderten Schwierigkeiten. Weil eben, wie Kinky erwähnt, viele Dinge einfach nicht lösbar sind, Liebeskummer nicht wegzuschaufeln ist (zumindest nicht in 9 Stunden, manchmal aber auch nicht in ebensovielen Jahren), manche Entfremdungen für die Ewigkeit gelten. Und wenn der Kerl mit der Klinkermauer aufgrund seines handwerklichen Erfolges tatsächlich glauben sollte, dass dies ein Beweis für die Lösbarkeit von so ziemlich allen Problemen sei (Geduld und Ausdauer vorausgesetzt), so darf man ihm zu seiner Naivität gratulieren. Aber der Glaube an die seligen Gefilde macht dieselben nicht wahrscheinlicher.
Und jetzt sollte da noch irgendetwas Tröstliches stehen, eine andere (bessere?) Metapher, aber außer Kalendersprüchen will sich nichts einstellen. Über literarische Empfehlungen wird nachgedacht. Nicht, weil sie in irgendeiner Weise eine Methode liefern würden zur Lösung der Probleme, sondern einfach schön sind. Was denn schon wieder eine halbe Lösung ist.
Und jetzt sollte da noch irgendetwas Tröstliches stehen, eine andere (bessere?) Metapher, aber außer Kalendersprüchen will sich nichts einstellen. Über literarische Empfehlungen wird nachgedacht. Nicht, weil sie in irgendeiner Weise eine Methode liefern würden zur Lösung der Probleme, sondern einfach schön sind. Was denn schon wieder eine halbe Lösung ist.
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kinky,
Freitag, 27. Juni 2008, 00:53
Eine literarische Empfehlungen für das Gemüt, ich lasse mich doch schließlich gerne Erheitern. Methoden, hahaha, sehr gut. Die wären bei mir doch eh für die Katz. Dickköpfe drehen sich die Angelegenheiten doch je nach Bedarf zurecht, da ist eine Anleitung ein Ding der Unmöglichkeit... :)
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fluechtig,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 02:56
Da gibt es zwei Methoden:
1. das Einfachste zuerst erledigen und die harten Brocken nach den ersten, leichten Erfolgserlebnissen anpacken.
2. die harten Brocken zuerst, damit man die weg hat und dann unter steigender Laune die leichten Sachen erledigen.
Typabhängig.
1. das Einfachste zuerst erledigen und die harten Brocken nach den ersten, leichten Erfolgserlebnissen anpacken.
2. die harten Brocken zuerst, damit man die weg hat und dann unter steigender Laune die leichten Sachen erledigen.
Typabhängig.
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kinky,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 13:15
Ich bin die perfekte auf-die-lange-Bank-Schieberin. Irgendwann werde ich dann zu Typ 1, glaube ich. Hoffe ich. Dann muss es ja auch wieder besser gehen.
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fluechtig,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 19:03
Locker-luftig-flockig-leichten Ausflug... also wenn dir danach ist, ich habe da ein Gästezimmer frei....
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kinky,
Freitag, 27. Juni 2008, 00:56
Dann könnte ich dir ein bisschen erwachsen sein beibringen! *g*
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lac,
Freitag, 27. Juni 2008, 18:39
also dieses gästezimmer ist zu empfehlen.
landfrauen(-)zimmer sind ja etwas ganz besonderes.
;o)
landfrauen(-)zimmer sind ja etwas ganz besonderes.
;o)
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randolph carter,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 21:54
Hört sich nach einem guten Start an.
Natürlich 'anpacken'!
Lange-Bank ist (für mich selbst - für Andere kann ich es immer besser und es passt...) auch immer die scheinbar richtige Philosophie, deswegen braucht es eben den Anschub von Außen.
Wenn der Rapport stimmt kann das gut werden.
Langsam.
Wie alles das Zeit hatte einem zu schaffen zu machen.
Lange-Bank ist (für mich selbst - für Andere kann ich es immer besser und es passt...) auch immer die scheinbar richtige Philosophie, deswegen braucht es eben den Anschub von Außen.
Wenn der Rapport stimmt kann das gut werden.
Langsam.
Wie alles das Zeit hatte einem zu schaffen zu machen.
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kinky,
Freitag, 27. Juni 2008, 00:58
Angepackt habe ich heute Dinge, die gut zu packen sind. Eine superlange Liste mit Kleinkram, dessen Durchstreichen prompt dazu führt, dass ich mich in streberhafter Ordnungsmanier besser fühle. Immerhin das. Und gute Verabredungen und Planungen für die nächsten Tage.
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