Donnerstag, 19. Juni 2008


Losing the star without a sky
Losing the reasons why

(Cat Power. Metal Heart)

Der nächtliche Alptraum, in dem der Mann und ich aneinander geraten, wirkt lange nach. Seine eMail erreicht mich zu spät. Es gibt keine Hoffnung auf ein alles wieder gut, wenn ich mich dafür entschieden habe, dass etwas nicht gut ist. Dafür gibt es die Traurigkeit.

Aber es kann doch nicht nur der Abschied sein, der mir schon am Morgen auf dem Rad die Tränen in die Augen treibt. Nein, nein, denn was habe ich schon verloren, außer einer kleinen Hoffnung auf das große Glück? Träume zu begraben habe ich längst gelernt. Ich weiß genau, dass Beziehungen kurzfristige Freundschaften auf Zeit sind, denn die Liebe kann man nun mal nicht konservieren.

Es ist wohl eher die gefühlte Einsamkeit, die sich beherrschend übermächtig in mein Leben drängelt. Von Tag zu Tag rette ich mich mit kleinen Verabredungen vor dem drohenden Untergang und spüre doch genau, dass die Verzweifelung längst da ist und sich nicht abschütteln oder vertreiben läßt. Stillhalten und Treibenlassen.

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Die Sache mit diesen "Entscheidungen" habe ich nie so recht verstanden. Mir klingt das immer so fatal rational.

Was diesen Mann angeht: Sie projizieren. Das "große Glück" hat der auch nicht in der Rumpelecke liegen - "Oh, schau mal, hier liegt ja noch ein großes Glück. Daran konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Ein bißchen staubig und hier, eine Ecke ist verbogen, aber das krieg ich wieder hin. Mensch, das könnten wir doch gemeinsam... Also, ich meine, bevor das endgültig vergammelt..."

Die Kunst ist ja, sich überraschen zu lassen, weil es meiner Meinung nach wirklich so ist, daß das Glück häufig in ganz anderer Gewandung unterwegs ist als man meint. Vielleicht ist ihres ein kleiner, knubbeliger Tankwart.

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Ich bin ein rationaler Mensch. Deshalb.

Das "große Glück" ist doch nur ein Synonym für die Hoffnung auf Liebe und all das Zeug. Für konkrete Vorstellungen bin ich viel zu vorsichtig und außerdem liebe ich die Zufälle.

Tankwart. Na toll. Ich habe nicht mal einen Führerschein.

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nein, ...
ich glaube, der dankwart wartet, aber auf den kid37, und jetzt will er ihn loswerden und anderen aufhalsen als das große glück, so ein schelm, soll er doch selber mit seim schankwart glicklich werden, der schaumtröster, der

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Die gefühlte Einsamkeit ist eh das schlimmste von Allem - weil sie so irrational ist, und so jeder einschätzbaren Grundlage entbehrt.
Ich lerne gerade, den Stimmen Raum zu geben, also auch ihr. Und, mit einer anderen Stimme auf sie einzuwirken, also eine irgendwie brauchbare Übereinkunft zu treffen, sie ins Gespräch zu bringen. "Ich zeig dir das und das, und dann siehst du, die Einsamkeit ist gar nicht so groß". Funktioniert sogar, erstaunlicherweise.

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Es gibt diese schwachen Momente. Aufgeben ist dann die einfachste Lösung, aber immerhin eine Möglichkeit, für die ich mich eintscheiden kann. Sie ins Gespräch bringen, hmm. Oft bin ich in solchen Situationen wie gelähmt, da hilft meist nur der Arschtritt von draußen.

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wenn das gefühl der einsamkeit der übermächtige "partner" an der seite, über dem kopf und ums herz wird, dann gibt es für einen potenziellen partner keinen platz mehr. bzw. zu viel, einen, den er nicht ausfüllen kann, nicht mal mit übermächtig viel liebe und vertrauen. die einsamkeit tarnt sich als bittere schlussfolgerung von oft eigenem mangelnden vertrauen und selbstvertrauen, die bitterkeit als vermeintliche rationalität. so ging es zumindest mir, und ich bin mir verdammt oft auf den leim gegangen in dieser hinsicht. wahrnehmung und gedanken trennen, konsequent, lautete der rat meines psychologen. es ist harte arbeit. melancholie ist warm, weich, bequeme selbstbeziehung. die wahre trennung muss man gegen sich selbst vollziehen.
just my two cents. ich habe ja keine ahnung von ihrer geschichte.

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wahrnehmung und gedanken trennen, konsequent

Das verstehe ich nicht, wie schafft man das? Für mich entsteht das eine durch das andere, wie muss man also vorgehen? Die eigene Wahrnehmung ist subjektiv und gerade in heiklen Situationen noch schwieriger zu beurteilen (wenn es um Dinge geht, in denen man wenig Stärke besitzt und man dazu noch zum Fatalismus neigt *g*).

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einfaches beispiel: ich fahre mit dem rad in die arbeit. das dauert 50 minuten. es fängt an zu regnen. ich denke, scheiße, sogar petrus hasst mich, sowas passiert immer nur mir, bestimmt hört es genau dann auf, wenn ich angekommen bin. - cut: denken: nein, es ist doch einfach nur regen. ein kleiner schauer. ist gesund für die haut. reinigt die atmosphäre.
oder so ne situation, die mich persönlich immer noch ins taumeln bringt: jemand in meiner nähe, am besten so eine zugeschminkte glamour-tussi, lacht und reißt witze über ein gewisses styling einer anwesenden person. ich beginne mich zu fragen, ob ich grund des spottes bin. ich frage mich, bin ich hässlich oder absonderlich? - cut: die lachen nicht über mich. so interessant bin ich nun auch mal wieder nicht. und selbst wenn, ich habe stil. die sind einfach nur peinliche mainstream-opfer.
oder: eine kollegin sagt "na das hast du aber schnell geschnallt." ich frage mich, meint sie das ehrlich? war das nicht zynisch? mag die mich vielleicht nicht? bin ich eigentlich gut genug für dieses arbeit hier? - cut: nicht mein problem. leute, die kritik nicht offen aussprechen können, haben ein viel größeren problem als ich. ich gebe mein bestes. das muss reichen. alle anderen kochen auch nur mit wasser.
oder: die tausendste absage für einen job. ich bin einfach nicht gut genug, ich sollte aufgeben, mir was anderes suchen. die anderen sind wahrscheinlich einfach besser. - cut: nein, der richtige job will erst zu mir finden. kein job ist besser als ein job, der vielleicht nicht zu mir passt. ich möchte nicht mit jemandem arbeiten, der mich nicht wirklich will. so jemand hat meine leistung nämlich gar nicht verdient. das schicksal wird mich dahin lenken.

ich habe damals auch gesagt, das geht nicht, diese trennung zu vollziehen. es ist aber einfach übungssache. man hat das verinnerlicht, subjektiv - und zwar auf eine ganz bestimmte art - wahrzunehmen. das liegt oft in der kindheit begründet. meine mama hat von unserer familie immer als "wir elefanten" gesprochen. wir sind alle groß, meine eltern haben übergewicht. ich bin zwar 1,80m, muss mir mit meinen 64 kg aber keine sorgen machen. trotzdem empfinde ich mich ganz oft elefantös.

man nimmt alos den schritt des gedanken zurück und muss die wahrnehmung erstmal neutralisieren: beim elefantenfamilien-beispiel so: aus "elefant" werden einfach nur 64 kg bei 1,80m. dann überlegt man, wie man denn die wahrnehmung noch gedanklich umsetzen könnte. z.b.: freu dich, du hast nen arsch, du bist eben eine frau. das ist sexy. männer stehen drauf. du hast eine tolle gesamterscheinung. du bist kein 0815-typ. und du brauchst nie mehr als größe 38 und kriegst die breiteste klamottenauswahl trotz deiner größe. das ist gut. du darfst dich wohlfühlen.

man muss es wirklich ganz bewusst üben. sich beim denken stoppen und dann nochmal langsam in eine andere mögliche richtung denken.

und ich dachte, na schön, und was bringt mir das? ich kann es nicht empfinden. ich bin immer noch manchmal einfach nur hässlich, dumm, defizitär, nicht liebenswert. aber irgendwann legt sich das. man denkt weniger häufig automatisch schlecht von sich. man adaptiert die neue denke. und die schleicht sich ganz langsam ins gefühl. und dann gibt es viele gute tage und immer weniger schlechte. und an den schlechten tagen passiert es dann hin und wieder, dass man über sicht selbst schmunzelt und denkt: du kleine dramaqueen. du heulsuse. jaaaa, ist ganz ganz schlimm, du bauchnabelguckerin.
vor richtig miesen phasen ist man dennoch nicht pauschal bewahrt. aber auch aus diesen kann man das positive ziehen und gestärkt anstatt gebrochen hervorgehen.

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Erstmal herzlichen Dank für die Mühe, mir das so genau zu erklären!

Ich erkenne mich in den Beschreibungen der Denkweise natürlich wieder und ich steuere in vielen Situationen schon dagegen an (vor allem beruflich). Schwierig ist für mich der private Bereich, alles was Freundschaften und Beziehungen zu anderen angeht. Ich war während der letzten drei Jahre ziemlich krank, hatte eine schwere Depression und habe in einer Welt gelebt, in der ich sehr allein mit mir war. In dieser Zeit hatte ich kaum die Möglichkeit, Gedanken und Erinnerungen kritisch zu hinterfragen, denn alles endete immer nur darin, dass es noch schlechter oder schlimmer wurde, als ich zunächst angenommen hatte. Aber wie gesagt, ich war krank und in meinem Denken und Handlungsmöglichkeiten stark beeinträchtigt.

Die Dramaqueen-Phasen von heute sind für mich noch recht neu, weil sie anders sind als die "dunklen" Gedanken von früher. Wenn die Heulsuse hervorkommt, ist immer auch die Angst dabei, dass ich wieder an dem Punkt lande, von dem ich mich so mühsam verabschiedet habe (das ganz unten). Andererseits tun mir diese Phasen gut, denn jede davon zeigt mir, dass das unglücklich, traurig, melancholisch sein eben nur eine gewisse Zeitspanne lang anhält und dann vorbei geht, genau wie ein Glückstaumel an einem schönen Sommertag. Dass es ganz NORMAL ist, dieses Hin- und Her.

Nochmal danke für die Gedanken. Insbesondere für das Elefantenfamilienbeispiel, denn da kommen viele Erinnerungen hoch, wo mir sehr wohl eine ganze Menge Gelassenheit fehlt, um die realen Fakten von den Gedanken zu trennen. Da habe ich noch eine ganze Menge zu tun.

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Es gibt keine Hoffnung auf ein alles wieder gut, wenn ich mich dafür entschieden habe, dass etwas nicht gut ist.

Jetzt hätt' ich fast losgeheult, als ich diesen Satz gelesen habe.

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Manche Entscheidungen scheinen wie eingemeißelt. Auch wenn man gedanklich nochmal umdrehen will.

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