Donnerstag, 12. Juni 2008
Die grenzenlose Leidensfähigkeit meines Vaters ist für mich schwer zu ertragen. Er tut alles für sie, die ihn dafür mit Verachtung straft. Wie in der Trotzphase eines Kleinkindes scheint sie ihn reizen zu wollen, damit er ihr seine Grenzen aufzeigt. Damit er nicht wie eine Gummiwand federt und nachgibt, sondern endlich Stellung bezieht, sich wehrt und ihr seine Meinung um die Ohren schleudert. Manchmal ist es Zeit einen Punkt zu machen, damit man weiterhin in den Spiegel sehen kann.
Ich meide schlechte Menschen und ich will, dass mein Vater das auch tut. Ich will, dass er stark und konsequent ist. Dass er sich die kleine Miss schnappt und sich auf und davon macht. Aber stattdessen bleibt er bei dieser unzufriedenen und schrecklichen Frau, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als zu meckern, zu motzen, schlechte Stimmung zu verbreiten und ihr Umfeld zu terrorisieren.
Ich bin sauer. Und wütend. Und enttäuscht. Dass er ihr nicht verbietet schlecht über mich zu reden. Dass er nicht in der Lage ist, sie in ihre Schranken zu weisen oder wahlweise zu gehen und sie dorthin zu schicken, wo der Pfeffer wächst. Aber sobald ich mit ihm rede werde ich weich und lasse alle seine Ausreden gelten. Und natürlich liebe ich ihn trotzdem.
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monolog,
Donnerstag, 12. Juni 2008, 20:10
Natürlich kenne ich deinen Vater nicht.
Vielleicht ist sein Leidensdruck noch nicht groß genug. Vielleicht hat er Zukunftsangst. Vielleicht liebt er diese Frau auch schlichtweg, trotz all dem, was sie ihm antut.
Das ist es ja häufig, was einen so unglaublich leidensfähig macht -- neben Gewöhnung und all dem, was man anderen (und sich selbst) noch als schlechten Zug vorwerfen kann; man liebt diese Menschen ja dann auch doch.
Vielleicht ist sein Leidensdruck noch nicht groß genug. Vielleicht hat er Zukunftsangst. Vielleicht liebt er diese Frau auch schlichtweg, trotz all dem, was sie ihm antut.
Das ist es ja häufig, was einen so unglaublich leidensfähig macht -- neben Gewöhnung und all dem, was man anderen (und sich selbst) noch als schlechten Zug vorwerfen kann; man liebt diese Menschen ja dann auch doch.
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kinky,
Donnerstag, 12. Juni 2008, 23:40
Gerade habe ich meine Kollegin gefragt, was nun zu tun ist. "Nachvollziehen warum er bleibt", meinte sie. Und nun schiebst du mir prompt ein paar mögliche Antworten herüber. Ich muss ihn danach fragen.
Aber kann das wirklich Liebe sein? Naja, da kann ich wohl nicht mitreden. Ich gehe ja doch immer schnell, sicher ist sicher.
Aber kann das wirklich Liebe sein? Naja, da kann ich wohl nicht mitreden. Ich gehe ja doch immer schnell, sicher ist sicher.
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monolog,
Freitag, 13. Juni 2008, 02:02
Ja, kann es. Sagt eine, die es selbst schon so gehandhabt hat. Leiden, aber trotzdem nicht gehen - manchmal ist man so dumm. Und noch dümmer.
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kid37,
Freitag, 13. Juni 2008, 02:38
Für Ferndiagnosen ist das eh zu komplex, wenn es die Beteiligten wohl selbst nicht recht wissen. Wichtiger ist am Ende auch vielleicht Ihre eigene Position, Ihre eigenen Grenzen. Nicht das, was andere mit ihrem Leben machen.
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kinky,
Freitag, 13. Juni 2008, 12:58
Ich habe noch nicht entschieden, ob ich vielleicht die Dame selbst fragen sollte, was sie eigentlich für ein Problem hat. Es geht dabei ja nicht um mich, denn im Grunde hasst sie die ganze Welt und sich selbst am allermeisten. Andererseits weiß ich auch, dass eine gehörige Störung dahintersteckt, deshalb zweifel ich noch an der Sinnhaftigkeit meiner Überlegung.
Die eigene Position. Ja. Ich wachse gerade ganz gehörig, sagte man mir gestern. Da bedingt offensichtlich das eine das andere.
Die eigene Position. Ja. Ich wachse gerade ganz gehörig, sagte man mir gestern. Da bedingt offensichtlich das eine das andere.
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arboretum,
Donnerstag, 12. Juni 2008, 23:48
Vielleicht bleibt er auch wegen der kleinen Miss.
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kinky,
Freitag, 13. Juni 2008, 00:14
Eine Ausrede die alles entschuldigt. Und an das arme Kind denkt niemand.
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arboretum,
Sonntag, 15. Juni 2008, 02:16
Manchmal tun Eltern halt das Falsche, wenn auch aus richtigen Gründen.
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frau klugscheisser,
Freitag, 13. Juni 2008, 02:32
Vielleicht ist es auch nicht Leidensfähigkeit, sondern schlichtweg fehlendes Selbstbewußtsein.
Vielleicht ist er der Überzeugung, nichts besseres verdient zu haben (so als Begründung schon mal gehört).
Und, Frau Monolog, Liebe (ein strapaziertes Wort, wie überhaupt alle Worte äußerst strapazierfähig sind) ist was anderes. Ich würde es eher Neurose nennen.
Vielleicht ist er der Überzeugung, nichts besseres verdient zu haben (so als Begründung schon mal gehört).
Und, Frau Monolog, Liebe (ein strapaziertes Wort, wie überhaupt alle Worte äußerst strapazierfähig sind) ist was anderes. Ich würde es eher Neurose nennen.
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monolog,
Freitag, 13. Juni 2008, 02:42
Möglicherweise kann man als Außenstehender vieles besser einschätzen als der selbst Betroffene in seiner Subjektivität. Möglicherweise meint man aber auch nur, dass man es besser kann.
Ich denke, für mich persönlich kann ich zwischen Liebe und Neurose, beides ja wie alle Worte sehr strapazierfähige Begriffe, recht gut unterscheiden. Wie das bei Kinkys Vater ist, vermag ich nicht einzuschätzen.
Ich denke, für mich persönlich kann ich zwischen Liebe und Neurose, beides ja wie alle Worte sehr strapazierfähige Begriffe, recht gut unterscheiden. Wie das bei Kinkys Vater ist, vermag ich nicht einzuschätzen.
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kinky,
Freitag, 13. Juni 2008, 13:10
Fehlendes Selbstbewußtsein - vielleicht. Er denkt, dass die Frauen erst durch ihn charakterlich so häßlich werden. Dann ist seine logische Schlußfolgerung eventuell, dass er das Ergebnis auch ausbaden muss.
Mein armer Papa. Dabei ist er so ein toller Kerl. Echt.
Mein armer Papa. Dabei ist er so ein toller Kerl. Echt.
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