Samstag, 19. April 2008

Nach Monaten, in denen ich immer wieder halbherzige Ausreden erfand, um die Verabredung doch nicht stattfinden lassen zu müssen, gab es gestern keinen Grund mehr, den ich noch hätte vorschieben können. Und so finde ich mich in einer fremden Wohnung wieder, gegenüber eines Mannes der ein Lächeln besitzt, das mich ihn als Mann und nicht nur als Mensch wahrnehmen lässt. Dieses Gefühl ist ungewohnt, aber es fühlt sich richtig an. Vielleicht, weil es bald wieder an der Zeit ist. Vielleicht. Hoffentlich. Und dann nimmt mich der Lieblingskollege nach drei Wochen Urlaubspause zur Begrüßung in den Arm. Schön dich zu sehen. Ja wirklich, es ist sehr schön. Sehr, sehr schön.

Die Gesprächsthemen fliegen uns zu und ich fühle mich gut mit den beiden, nicht fremd und auch nicht unsicher und ich wundere mich über mich selbst. Mittlerweile ist mir das Gefühl des Passens und Gut-Fühlens schon mehrmals begegnet und es gefällt mir immer besser. Vielleicht liegt es ja auch ein bisschen an mir und daran, dass auch ich in der Lage bin, solche stimmigen, guten Situationen zu erzeugen. Vielleicht. Hoffentlich.

Dann kommt der Vierte, der schnell noch die Reste essen muss und endlich geht es los. Wir kickern und trinken Bier und lachen und giggeln und spielen und prusten, weil der Vierte gar nicht mehr aufhören kann und eine Mischung zwischen Sesamstraßen-Ernie und irgendeinem durchgedrehten Freak zum Besten gibt. Nach vier Stunden tun mir die Hände und der Rücken weh, aber noch viel mehr schmerzen die Wangen und der Bauch vom Dauergrinsen. Ich spüre in meinem Körper die plötzliche Erschöpfung. Es ist die Müdigkeit, die auf eine Verausgabung folgt, die kein bisschen anstrengend war, sondern aus einem über Stunden andauernden Adrenalinkick rührt.

Als ich in der U-Bahn sitze überlege ich, ob es aufdringlich ist, dem Kollegen noch eine SMS zu schicken, aber schon beim Gedanken an das, was ich schreiben will, muss ich losgrinsen und wische alle Zweifel weg, um keine dreißig Sekunden später seine Antwort zu erhalten und gleich darauf schon wieder Loszulachen, weil es ein perfektes Schlußwort für diesen großartigen Abend ist.

Ich glaube, ich verliebe mich einfach in Situationen, anstatt in Menschen.

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jawoll
dein schlusssatz ist fantastisch :o)
steckt viel gutes drin, den satz merk ich mir und nehm ihn mit.
gruß,
tom

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Danke. Aber nicht, dass das dann alle so machen. Dann gibt's keine Leute mehr, die einem in Frühlingsstimmung mit ihrem verliebten, glückstaumeligen Pärchenscheiß belästigen... *g*

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da kommen wir wohl nicht drum rum. ist ja auch irgendwie ganz nett, niedlich und so. sicher angenehmer als die, die so tun als ob, oder die, die vergessen haben, dass sie sich ja mal gemocht haben und trotzdem zusammen da sitzen, angekettet. mehr von der sorte, die einfach kurz da stehen, augen zu, die sonne genießend, quasi die situation, den moment, einfach so, ohne zu klammern, das wärs. ist es. gibt einige, und das sind meine schönen momente. juhu, jemand lächelt mich an, einfach so, ohne zu klammern. cool.
ups...klingt jetzt vielleicht so, als wäre ich frei davon...bin ich natürlich nicht, aber ich gelobe besserung.
(dies ist ein bullshit-kommentar...schau meinen neuesten blog zur erläuterung)

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Schon lustig, wie unterschiedlich die Fantasien zu so einem kleinen Gedankenspiel verlaufen. Ich frage mich manchmal, ob ich mich nicht mehr auf andere konzentrieren sollte, als Ablenkung sozusagen. Anstatt mich mit mir selbst zu beschäftigen, könnte ich ein bisschen lästern und mich ein bisschen aufregen und mir dabei überlegen vorkommen. Vielleicht würde das ja auch ein bisschen von den eigenen Schwächen ablenken...
Aber: Wenn ich jemanden belanglos oder blöd finde, beschäftige ich mich nicht mit ihm. Da rein, da raus. Vielleicht auch deshalb, weil ich diese meist herablassende Art der Bewertung von anderen nur sehr schlecht nachvollziehen kann. (Kurz gefragt: Was stört dich an klammernden Menschen, wenn sie sich nicht gerade dich als Klammerobjekt ausgesucht haben?)

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es ist eine kunst, gerade mit solchen menschen umzugehen, in einer art, dass es beide seiten unterstützt, sie und mich.
ich sage ja, das war ein dummer kommentar von mir da oben, habs gemerkt ^^
trotzdem ist klammern ja weit verbreitet und ich kenne das von mir selbst ganz gut, spüre was es mit mir macht, und ich löse mich davon. meist stört uns ja an anderen, was wir an uns selbst nicht mögen.

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Genau. So.

Gut gesagt. Und gut gemacht.

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Für's Protokoll. Vielleicht hätte ich es heute nochmal lesen und lesen und lesen sollen. Für die Moral.

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