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Montag, 7. April 2008
Schwarzer
Back home.
Die Mail aus der Anstalt enthält zwar nette Worte meines Lieblingskollegen, aber auch die Mitteilung, dass unser Projekt nächstes Jahr nicht verlängert werden wird.
Ich sehe mich schon wieder mit Depressionen den Kopf in den Sand stecken und lethargisch ausharren. Worauf, das ist ja immer ein ganz grosses Geheimnis. Auf bessere Zeiten vielleicht. Auf das an die Tür klopfende Glück. Auf das Ende auch, irgendwie. Scheissendreck, verdammter.
Freitag, 4. April 2008
Genau auf diese Traurigkeit habe ich gewartet. Trauer der Einsamkeit, die aus zu viel Alleinsein entsteht.
Wenn keiner da ist, dessen Worte einem etwas bedeuten.
Wenn man sich an all den Schönheiten der Fremde allein erfreuen muss.
Wenn der grosse Mut nur von einem selbst honoriert werden kann.
Wenn die Gedanken düster werden, weil alles immer nur schöngeredet erscheint.
Aber was wäre zu Hause schon anders? Nichts.
Donnerstag, 3. April 2008
Was soll man tun, wenn haufenweise durchsichtige Bindfäden vom Himmel fallen? Nicht viel, soviel ist mal sicher.
Hier geht man ins Hamam. Warm, feucht, ruhig, entspannend und ein wahres Seelenheil für Gestörte. Zumindest bis die japanische Reisegruppe die Örtlichkeit mit Beschlag belegt. Mit geschlossenen Augen nehme ich die Hektik der vielen Menschen um mich herum und die fremde Sprache wahr und schnell wird das Lautgewirr zu einem nervenaufreibenden Geschnatter. Hastig flüchte in die leere, dampfende Sauna, aber nur, um ein paar Minuten später die neue Bekanntschaft zu intensivieren. Diese kleinen Personen zappeln, reden, kaspern und wollen nicht stillsitzen. Vielleicht ist Kinbaku-bi deswegen eine Kunstform geworden. Zu dem Thema fallen mir allerdings noch weitere Fragen ein. Ob die beiden Frauen schon Erfahrungen mit Langzeitfesselung gemacht haben oder ob ihr Begleiter vielleicht ein Shibari-Meister ist? So hätten wir sogar ein Gesprächsthema. Vielleicht hat es der ein oder andere in der Gruppe ja sogar professionell betrieben und ich habe längst die entsprechenden Bilder im Netz bestaunt.
Und während ich schon längst wieder auf den warmen Steinen neben dem Wasserbecken liege, grinse ich in mich hinein und denke daran, dass ich dem Fesselkram sowieso nie viel abgewinnen konnte. Erstens dauert es mir zu lange, zweitens ist es voll unbequem.
(Und falls jemand von Ihnen ein wirksames Hausmittelchen gegen eine anständig ausgeprägte Bindehautentzündung hat - Please help!)
Mittwoch, 2. April 2008
Ich werde mein eigenes Vorbild.
Montag, 31. März 2008
In der Fremde ohne Plan und Peilung loszugehen ist nicht unbedingt schlau. Das macht man, wenn man a) einen guten Orientierungssinn hat oder b) zu feige ist jemanden anzusprechen. Ich bin bei dir, echot das neurotische Innere grinsend, also los!
Eigentlich muss ich Geld tauschen. Eigentlich muss ich herausfinden, wo ich bin, wie ich in die Altstadt komme, wie ich anschliessend wieder zurückfinde. Aber Laufen ist schliesslich gesund und man kann sich dabei so schön die Gegend ansehen. Irgendwann spricht mich ein Mann an, ein Einheimischer, freundlich und höflich und mit guten Englischkenntnissen. Wir machen ein wenig Smalltalk, bis ich mich schliesslich traue, einige meiner Fragen zu stellen. Er sagt, dass er nur schnell etwas erledigen muss, 10 Minuten, danach hat er den ganzen Tag frei. Ich soll einfach im Bushaeuschen warten.
Pustekuchen. Kaum ist er um die Ecke, ergreife ich die Flucht. Mich darf man generell nicht zu lange aus den Augen lassen, aber das wissen nur die, die mich gut kennen. Und manchmal können schon 10 Minuten zu lang sein. Pech gehabt. Vielleicht er, vielleicht ich, vielleicht wir beide.
Der Heimweg fühlt sich einsam und deprimierend an. Auch die letzte vaeterlichen Warnung am gestrigen Abend ('Keine kleinen, einheimischen Jungs!') macht die Situation nicht besser. Alles klar, Papa, Auftrag ausgeführt, Verfolger abgehaengt. Ich will nach Hause.
Schlechtelauneschlafen.
Danach entscheide ich, dass der Tag noch eine Chance verdient hat. Der Rezeptionist laechelt freundlich-routiniert, waehrend ich meine Fragen stelle und versuche, mir alle Antworten zu merken. Sogar mein Geld tauscht er um und plötzlich scheint alles so einfach. Ein paar Haeuser die Strasse hinunter entdecke ich ein kleines Café mit Meerblick. Jawollja, ganz genau, eine Latte bitte, na klar, ganz unverfaenglich hier in der Ferne, da rufe ich doch schnell noch ein large hinterher. Ich bleibe dann doch noch.
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