Sonntag, 3. Februar 2008

An manchen Tagen gibt es viele Worte, die geschrieben werden wollen. Sobald sie auf dem weißen Bildschirm stehen, beginnen sie ihre Rebellion, scheinen zu zappeln und sich zu recken, damit ich sehe, dass der Text so nicht stimmt und muss beim Durchlesen die Hälfte aller Worte auswechseln, weil sie nicht passen, hölzern klingen und schief, weil sie nicht ich sind. Beim zweiten Lesen, klingt es noch falscher als zuvor und alles muss schnell gelöscht werden, um einen neuen Versuch zu wagen und die Prozedur nochmal und nochmal zu durchleben, während die Buchstaben zu tanzen beginnen, mir die Zunge herausstrecken und sich einen Dreck darum scheren, wer sie zum Leben erweckt hat.

An manchen Tagen, gibt es viele Worte, aber keine passende Ausdrucksweise.

Schreibe Belanglosigkeiten, flüstert mein Verfolger im Traum, schreib nur Lustiges. Und ich nicke gehorsam und angsvoll und kann ihm einfach kein Schnippchen schlagen.


 


H. meldet sich per Telefon. Aber zu spät und in meiner angeschlagenen Situation sogar viel zu spät. Ich bin schnippisch, was ich vermeiden wollte, frage dann doch nach und er entschuldigt sich. Genau wie immer, das alte Spiel. Zuckerbrot und Peitsche, Nähe & Distanz, aber mit verdrehten Rollen, denn hier spielt er den Starken und zeigt mir, wie unterlegen ich ihm bin, weil ich wieder einmal auf seine Worte vertraut habe, die er jetzt mit Füßen tritt.

"Na, schon jemanden aufgerissen?", fragt er lapidar und er spielt auf ein Portal an, bei dem ich mich Ende des letzten Jahres angemeldet habe. Die Formulierung allein läßt mich schlucken, weil er zu deutlich zeigt, das keines meiner vorsichtigen und mühsam hervorgebrachten Worte aus der Vergangenheit bei ihm angekommen ist. "Klar", gebe ich zurück und merke, wie die Boshaftigkeit in mir hochkriecht und ich mich gerade noch bremsen kann. Es ist sein Spiel, ich steige aus und verabschiede mich.

Am frühen Morgen eine Mail mit Schmuddelfotos aus dem Internet. Meine Bitte, mir solche nicht zu schicken, sind im Nichts verhallt. Er bringt mich dazu, an meiner Menschenkenntnis zu zweifeln, aber ich weiß auch, dass er die Manipulation von Menschen sehr gut beherrscht.

Mail löschen. Kopf leeren. Abstand halten.