Sonntag, 28. September 2008



Mit der Zeit werden die Treffen mit dem Monsieur zum festen Bestandteil des Wochenendes. Das Beste an diesen Begegnungen ist, dass wir ganz offensichtlich im gleichen Takt ticken. Dass ich nie das Gefühl habe, etwas müsse schneller oder langsamer gehen. Dass es eine mühelos ausbalancierte Mischung aus Reden und Schweigen, aus Lachen und Ernsthaftigkeit gibt, die mir eine Ruhe beschert, die für die Regeneration am Wochenende genau richtig ist. Abschalten, entspannen, den Augenblick genießen.

Es ist eine der letzten Bootsfahrten, die in diesem Jahr angeboten werden, denn dann beginnt die Wintersaison. Zum Glück meint es die Sonne gut mit uns und strahlt uns an, während uns der kalte Fahrtwind um die Nase weht und wir ein bisschen über die grausligen Mitfahrer kichern, Fotos machen, heimlich die mitgebrachten Kekse verzehren und unsere Stadt mit liebevollem Blick von der anderen Seite betrachten.

"Sag mal", beginnt der Monsieur seine Frage und will dann wissen, wie das denn nun ist, mit den Männern. Was ich mir für einen wünschen würde, wenn ich die Wahl hätte. Ich blicke gedankenverloren auf das glitzernde Wasser, sehe den Schwänen zu, wie sie nach den Brotstückchen der Spaziergänger gieren und suche nach passenden Worten. Schwierig zu formulieren, so eine Wunschliste. Danach ist er dran, aber er mogelt sich um die Aufgabe herum und beginnt aufzuzählen, was er nicht mag. Das zählt nicht, denn das ist schließlich viel einfacher.

Wir reden darüber, wie wir unsere Tage verbringen. Und mit wem. "Wie willst du denn so einen kennen lernen?", fragt er gedehnt und ich weiß keine Antwort. Allerdings wüßte ich auch nicht, wie ich anders einen kennen lernen soll, denn ich bin schüchtern und zurückhaltend, wenn es um Fremde geht. Außerdem ist da noch diese andere Sache. Dass ich nämlich gerade glücklich bin mit meinem Leben. Zufrieden. Auch ohne Mann. Vielleicht ist das ja das größte Hindernis.

Durchgefroren stehen wir uns am U-Bahnausgang gegenüber. "Und was machen wir am nächsten Wochenende?", frage ich ihn. Es ist das Abschiedsritual, jedes Mal wieder. Er lacht schelmisch und sagt, dass ich mir etwas einfallen lassen soll. Dann macht er sich auf den Heimweg, während ich auf mein Rad steige und in die entgegengesetzte Richtung davon fahre.