Samstag, 29. November 2008

She's got soul my lady
Likes to crawl my lady
All around the floor on her hands and knees
Oh because she likes to please me
(AC/DC - She's got balls)

2008 ist anders. In jeder Hinsicht. Deswegen treibt mich die Neugierde von Zeit zu Zeit wieder in die einschlägigen Communities, wo ich mit alten Bekannten plaudere und mir erzählen lasse, was in den letzten Jahren passiert ist. Ich höre mir an, wer mit wem zusammen ist und wer sich getrennt hat und habe es im selben Augenblick schon wieder vergessen. Befremdet stehe ich am Rand und sehe dem bunten Treiben zu. Ein bisschen wehmütig, ein bisschen neidisch, ein bisschen geringschätzig. Dann drehe ich mich wieder weg und mache mit meinem normalen Leben weiter, das mir in den letzten Monaten unzählig viele Glücksmomente beschert hat, die mit dem ganzen SM-Zirkus nichts zu tun hatten.

In dieser Stimmung kommt der Philosoph daher und beginnt die Konversation im Chat mit einem Kompliment, dem ich nicht widerstehen kann. Warum sollte ich auch. Er ist intelligent, eloquent, beherrschend, stark, intensiv. "Schreib schneller!", tippt er in unser Dialogfenster. "Beende die anderen Gespräche." Ich grinse mit klopfendem Herzen in mich hinein und beende tatsächlich die anderen Gespräche. Er gefällt mir. Nicht, weil er diesen herrischen Tonfall anschlägt, sondern weil er halten kann, was seine fordernde Art verspricht. Intensität. Er knickt nicht ein, auch später nicht, auch nicht am Telefon. Er gibt in anderer Form zurück, was er von mir verlangt und innerhalb kürzester Zeit hat er mich am Haken. In jedem Moment, in dem ich zu Schwanken beginne, in dem ich mich frage, ob wir nicht zu weit gehen, ob ich nicht zu weit gehe, stellt er mich vor die Wahl: "Du kannst jederzeit gehen, es ist deine freie Entscheidung." Er merkt, dass ich keine Stellung beziehen will und beharrt genau deswegen darauf. Es kostet mich unendlich viel Kraft, zu meiner Leidenschaft zu stehen, zu dem, was für mich Reiz und Erregung ausmacht. Ich sitze da, wie vom Donner gerührt, denn er trifft einen Nerv in meinem Innersten, der mir durch Mark und Bein geht, der mir den Himmel auf Erden zu versprechen scheint. Und ich antworte, sage, dass ich es genau so will, übernehme die Verantwortung und bin für einen Moment unsicher, ob ich es nicht zum ersten Mal ehrlich meine.

Er ist hart, extrem und bedient sich einer Konsequenz, die mich Erschaudern lässt und mir die Tränen in die Augen treibt. Er nimmt mich bei der Hand und führt mich an der Grenze des Abgrunds entlang, lässt mich in die Tiefe hinab sehen, erschaudern und für einen Moment demütig zurückweichen. Manchmal, wenn ihm danach ist oder auch nur, um mir zu zeigen wie ernst er es meint, lässt er meine Hand los und mich ins Bodenlose stürzen. Er tut mir weh und ich liege zusammengekrümmt in meinem Bett und warte darauf, dass ich aus diesem Alptraum erwache, der in Wirklichkeit kein Traum ist. Irgendwann kehrt er zurück, in einem Moment, in dem mir die Hoffnung schon entglitten ist, in dem ich Kampfeslust, Wut, Hass und Enttäuschung längst aufgegeben habe. Er kommt und sagt nur: "Steh auf, es geht weiter. Das musst du aushalten können." Ich stehe auf und merke, dass ich es tatsächlich aushalten kann und meine wackligen Beine mich immer noch tragen. Und er ist wieder da, ja, er ist wirklich wieder da, aber mein aufgewühltes Herztoben behalte ich für mich, damit er sich nicht in vollkommener Gewissheit meiner Zuneigung wiegen kann.

Das gefährliche Spiel geht weiter. Tag für Tag. Mit Höhen und Tiefen, mit Nähe und Distanz, mit Macht und Ohnmacht. Seine scheinbare Willkür weckt meine Aufmerksamkeit, zwingt mich zu voller Konzentration bis alle Nerven zum Zerreißen gespannt sind. Es ist die Mischung aus Zuneigung, Angst, Hingabe, Vertrauen und den langen Gesprächen über Alltägliches, die mich süchtig macht, die mir gut tut, die einen perfekten Gegensatz zum Rest meines Lebens darstellt.

Ich bin ihm dankbar. Für seine Zeit, seine Worte, seinen Ernst, seinen Humor, sein Vertrauen, seine unzähligen SMS. Vielleicht kann ich ihm das irgendwann sagen. Zum Abschied oder so.


 


Für die, die sich gesorgt haben: Es tut mir leid.

Ich habe hier einfach nicht mehr reingeguckt. Sie wissen schon, das Leben und so.